08.09.15

Wanderreise nach Irland / Connemara - kleiner Reisebericht


Die Maumturk Mountains im Norden der Connemara (aus dem Bus)

Mit einigem Zittern und Zagen gelang auch diese Reise. Ich hatte leider im Vorfeld gesundheitliche Probleme und musste auf mein mögliches Ausfallen hinweisen. Schließlich ging es jedoch wieder aufwärts - aber die Teilnehmerzahl hatte sich halbiert. Die verbleibende Minigruppe war jedoch (zufällig) gut zusammengesetzt und bildete schnell ein harmonisches Ganzes, was auch mir gestattete, die Reise fast als eigenen Urlaub zu genießen. Für mich Stress war lediglich das Englisch. Es war nach 25 Jahren Ausflugstätigkeit das erste Mal, dass mein Schulenglisch so gefragt war. Ich komme mit Russisch, Polnisch, Tschechisch zurecht - doch mit dem selbstverständlichen Englisch werde ich mich blamieren - so meine Befürchtung.Aber auch hier halfen - siehe oben - gemeinschaftlich die Freunde in der Reisegruppe, so dass ich jetzt für das nächste Jahr wirklich Lust bekommen habe, noch einmal in die Connemara-Region zu fahren.
Die Connemara lernte ich 2009 kennen auf einer privaten Wanderreise und war begeistert vom Charakter der irischen (mittleren) Westküste. Auch unsere Wanderwoche 2015 hat diese Eindrücke noch einmal bestätigt, wenn auch manches sich verändert hat, so bleib doch der grundsätzliche Eindruck eines charismatischen und charakteristischen Wandergebietes erhalten. Wieder fiel auch die große und selbstverständliche Freundlichkeit der Iren auf, die mir besonders bei unserem Guesthouse-Wirt und beim Boß des Busunternehmens guttat. Wieder auch präsentierte sich die Landschaft als wirklich äußerst vielgestaltig und auf kleinstem Raum stets varierend. Hauptgrund dafür natürlich der Atlantik, aber ebenso die Eiszeit, die vor nicht allzulanger Zeit die Küste formte. Beide Einflüsse schufen und schaffen ein zerklüftetes Küstenbild mit unzähligen Inseln und Halbinsel, Seen, Bächen, einem markanten Fjörd, der großen Bucht von Galway und einem nicht weniger auffälligen Gebirge, dass hier in Meeeresnähe viel höher wirkt, als es topografisch wirklich ist. Ein Übriges für den besonderen Eindruck der Connemara leisten seine Geschichte und damit die Bewohner. Das 'Gebiet galt bis fast in die 'Gegenwart als arm und  abgelegen (ein Nachteil, der sich gerade in einen Vorteil wandelt - denn es ist ein durchaus lebhafter Zuzug zu beobachten!). Erhalten hat sich dadurch nicht nur die irische Ursprache, auch manche Siedlungs- und Kulturform ist zumindest als Denkmal auffindbar oder wird als Tradition gepflegt - wie die Herstellung der Trommeln im Dorf Roundstone. Anders ist verschwunden. ... wie die Küstenfischerei am Eingang des Killary Harbords. Auch das Leben in den Pubs habe ich vor 6 Jahren als ursprünglicher und lebhafter empfunden, damals, zur gleichen Jahreszeit gab es viele Straßenmusikanten - sowohl in Galway, als auch in Clifden. In dieser Kleinstadt ist das touristische Geschehen der Connemara sozusagen gebündelt. Hier sind auch die meisten Unterkünfte und Gaststätten. Eigenartiger Weise haben wir jedoch mittags, also außerhalb auf dem Lande meist besser gespeist. Freilich waren wir an den fünf Abendend in Clifden nie in einem Feinschmeckerrestaurant, sondern eher im Normalgasthaus, dort wo eben die Masse, vielleicht auch der Einheimische einkehrt und wo Stimmung und Musik, Irische Folklore etc. zu erwarten ist. Diese Musiken in den "Kneipen" sind ein unverzichtbarer Bestandteil Irlands - aber mir schien es diesmal lange nicht so unterhaltsam, so natürlich, fröhlich und unterschiedlich wie beim ersten Mal, sondern es kam mir etwas monoton, viel wiederholend vor, so als ob halt jeden Abend anderere Gäste da sind, denen das nichts ausmacht.
Unsere Tagesabläufe in der Wanderwoche waren stets ähnlich aufgebaut. Nach dem Frühstück mit dem Kleinbus in eine Wandergegend fahren. Nach der Wanderung abgeholt werden und nach einer kurzen Relaxen im Hotel gemeinsam Essen gehen.


Quirliges Galway 2009 

Ein der vielen beeindruckenden Auftritte des Corrib in Galway

Nach dem Hinflug am Sonntagabend - mit Raynair - blieben wir auf meinen Vorschlag nicht in Dublin, sondern fuhren Citylink Abendenbus nach Galway, um am Vormittag genügend Zeit für diese alte und gleichzig junge Stadt zu haben. Galway ist die größte Stadt der Westküste und hat mit Abstand auch die größte Vergangenheit, denn es war das Hafentor zu Europa und vor allem zu Spanien und Protugal. Selbst Columbus war in Galway!
Die Stadt ist jung, den nach Jahrhunderten des Verfalls unter englischer Vorherrschaft, wurde erst seit 1920er Jahren hier erfolgreich investiert - u.a. mit einer Universität.
Am Nachmittag fuhren wir mit Citylink dann weiter bis in unser Clifden, wo noch Zeit für einen schönen Spaziergang zur Schlossruine über den Sky Roud an der wilden Atlantikroute war.


Alt und neu in Ballinaboy am Atlantik (aus dem Bus)

 Auf den Wiesen der Halbinsel von Ballyconneely.

Strandwanderung in der Dogs Bay am Errisbeg (berg).

Ebbe am Gurteen Bay - einer der schönsten Strände der Connamara
Aufsteig auf den Errisbeg. Nicht so "leicht", wie es im Rother-Bergführer steht.... 

 
Garten am Wanderpfad von Errisbeg nach Roundstone

Der Dienstag gehört dann der benachbarten Gemeinde von Roundstone, wo ein markanter Berg der Errisbeg einen mittelschweren Aufstieg gestattet mit superschönen Ausblicken ins Land, auf die Seen, die Buchten und auf das Gebirge der Twelf Bens. Das funktioniert natürlich nur bei gutem Wetter - wir hatten Glück.

 Clifden - im Wettermix
Bei der Überfahrt auf die größte der Araninseln - 2009
 
Verlassener Friedhof auf Inishmore Araninsel - im Nebel 2009

Der Mittwoch dann - wieder in Erwartung guten Wetters - wurde der Aran-Insel-Tag. Wir setzten mit der Fähre über und verbrachten die Zeit bis zur Rückfähre mit Wandern auf diesem einsamen Eiland. Wobei zunächst von Einsamkeit dort im September nicht die Rede sein kann, denn hunderte Touristen wollen die Insel erobern. Ich kaperte deshalb gleich einen Inselbus um möglichst weit zu entkommen. So erlebten wir die berühmten Cliff-Felsen an der 2000 jahre alten Festung in relativer Ursprünglichkeit. Richtig einsam wurde es dann, als wir auf den Wanderweg die Küste entlang abbogen und also auf Umwegen wieder zum Hafen wanderten.

 
Im Connemara-Nationalpark - Aufstieg von Letterfrack auf den Diamond hill.


  
Gipfelspaß. Blitzschnell regnet und stürmt es hier, da ist jeder Poncho prima.

  
Blick vom Diamond hill auf die Twelf Bens.
 
  
Schifffahrt auf dem Ballynakill Harbour am Connemara Nationalpark.

 Der Donnerstag war wieder ein Connemara-Tag (denn die Araninseln gehören nicht dazu, obgleich man sie vom Erissbeg benachbart sehen kann und umgekehrt die Connemara von dort die eigentliche Küstenschau ist). Wir besuchten den einzigen Nationalpark der Westküste in Letterfrak und bestiegen den Diamantberg. Der ist um einiges höher als der Errisberg, aber es ist dennoch einfacher, weil die Wege befestigt und markiert sind. Am Nachmittag wären wir gerne zum unter uns liegenden Kylmore Abbey gewandert oder gefahren, aber wie schon vor 6 Jahren - es gibt keine Möglichkeit, weil es keine Buslinie gibt und auch ein Wanderweg nicht eingerichtet ist - es wäre doch so einfach!
Mit einiger Anstrengung fanden wir ein anderes Angebot: In der Bucht von Letterfrak gibt es ein Ausflugsboot mit Glasboden und dies führte uns sozusagen als schwimmendes Meeresmuseum durch die Bay.
Am größen irischen Fjord dem Killary harbor bei Leenane

Wandern am Killary Harbour nach Rosroe - gegenüber die Mweelrea Mountains

  
Wohl der bekannteste See der Connemara - Kylemore Lough

Im Victorianischen Mauergarten von Kylmore Abbey

Solche Riesen würden in der Connamara wachsen, wenn man sie ließe. Hier im Klosterpark Kylmore Abbey

  
Kylemore Abbey - einst Kloster, dann Schloss.

Der letzte Tag galt dann einer Wanderung am einzigen Fjörd Irlands, dem Killary Harbord, wo wir wieder einzigartige Landschaftsbilder genießen konnten - allerdings leider ohne eine Einkehrmöglichkeit, denn die berühmte Jugendherberge in Rosroe war geschlossen. Dafür ermöglichte uns die große Flexibiltät unseres Busunternehmens aus Clifden auf der Rückfahrt das berühmte Anwesen Kylmore Abbey zu besuchen. Ein wahrhaft krönender Abschluss - denn die gepflegten (victorianischen) Gärten dieses Schlosses, entstanden aus einem Kloster, bilden einen unvergesslichen Gegensatz zur wilden Connemara.
Die Rückfahrt konnte ich leider logistisch nicht ausbeuten, um weitere Sehenswürdigkeiten einzuflechten. Das wäre gut möglich gewesen, denn die Route nach Galway ist eine der landschaftlich schönsten in Irland und zumindst am großen Loch Corrip wäre ein Stop sehr vielversprechend. aber leider mussten wir bereits Mittags auf dem Flughafen sein. Nach einem pünklichen Start landeten wir am späten Nachmittag in einem herbstlich-regnerischen Berlin.
Kernpunkt der Logistik: In die schöne Gegend  mit dem Bus der Firma "Connemara Coaches" von Michael Nee.

Auch die Busse dieser Firma waren ein Segen. Ankunft in Dublin.




Fotos: Scheddin (leider nur mittels E-phone)






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