07.09.15

Bericht "Immer an der Wand lang"


    
Treffpunkt Brandenburger Tor

Die Führung am Sonntag, den 6. September fand statt, obgleich vormittags viel Regen war, hatte ich wahres Wetterglück und es wurde pünklich ab 14 Uhr sonnig. Leider hatten nur 7 Gäste den Weg zum Brandenburger Tor gewagt, bzw. hatte ich ja auch an diesem Tag viel Konkurenz in der Stadt (Offene Türen des Bundestages etc.)
Unser Kurs begann mit einer Erinnerung an den Tag des Mauerfalls, den ich am Tor als wohl aufregendsten Tag meines Lebens erlebte. Darüber hinaus erinnert mich dieser Treffpunkt an meine ersten Führungen, die im Herbst 1990 hier begannen und durch mein damaliges Wohngebiet die Friedrich-Wilhelm-Stadt führten.  Auf den weiteren Metern wieder bewegende Erinnerungen: An die spannenden Führungen mit dem Titel: "Bonner Buddelkasten" - die gingen natürlich durch das jetztige deutsche Regierungsviertel, aber damals über Stock und Stein, durch frische Baustellen und historische Restbestände des alten Berlin, wie das Ausstellungsgelände am einstigen Lehrter Bahnhof. Mit einer halben Stunde Verspätung kamen wir dann an den Spandauer Schifffahrtskanal und passierten den am 10. 11. 1989 für alle Berliner geöffneten "Grenzübergang Invalidenstraße".
Gleich dahinter liegen heutige bedeutende deutsche Ministerien, die in der wilden Wendezeit ebenfalls allen zugänglich waren. Heute wenigstens führt eine Uferpromenade dicht am Wirtschaftsministerium vorbei, so dass ein interessanter und schneller Zugang zum Invalidenfriedhof gewährt ist. Gegenüber, also auf der anderen Seite der Scharnhorststraße, wollte ich durch den gen Wedding führenden neuen Pankeparks laufen, aber leider stockte dort die Parkgestaltung und der Weg im Rücken des BND-Monsterbaues (Schlimm, Herr Kleihues!) ist eine Sackgasse. Vorbei am Bundeswehrkrankenhaus also dann bis zum einstigen "Grenzübergang Chausseestraße", der ebenfalls früh für alle geöffnet wurde und an den leider absolut nichts mehr erinnert. Immerhin findet der Suchende den Mauerstreifen - aus zwei Pflasterreihen markiert - schräg über die Chaussee auf die Liesenstraße zuführend. An ihrem rechten Bürgersteig und an der Gartenstraße lag die Grenze, aber der Friedhof und für die Gartenstraße das Bahngelände verhinderten, dass sich 1961 hier ähnliche Szenen abspielten wie in der anschließenden Bernauer Straße. Bis hierhin und dann durch den Friedhof der Domgemeinde, der zur Wende unglaublich verwildert war und in dessen Kapelle damals Exorzisten Versammlungen abhielten, führte ich. Ich war 1990 im Sommer zur Maueröffnung der Gartenstraße als Schaulustiger gekommen. Diese Stelle, an der ja die Bernauer Straße und damit das heutige Mauer-Memorial beginnt, hat eine düstere Vergangenheit, sind doch hier einige Suizidversuche von Westberlinern geglückt, die mit vollem Speed vom Wedding - vorbei an der Sebastianskirche, die Mauer rechts - die Gartenstraße Richtung Mitte fuhren, um am "Antifaschistischen Schutzwall", der 90 Grad  über die Gartenstraße zur Bernauer abbog totsicher zu  zerschellen. Hier sind heute immer viele Touristen vor Ort. Auch gleich daneben herrscht Munterkeit. Hier haben wir einen sozusagen Mauerpark II. (der aber deutlich im Schatten des ersten steht). Es ist der Park am einstigen Stettiner Bahnhof und er führt von der Liesenstraße vorüber am Wöhlert und Schwartzkopff-Quartier auf den einstigen Gleisen dieses Kopfbahnhofs auf das neue gebaute "Stettiner Quarree" zu. Unübersehbarbarer Höhepunkt dieses Parkes sind die Freizeitanlagen mit Beachvolleyballplätzen und dem MountMitte-Hochseilgarten.
 
Hier ist der Mauerstreifen noch recht ursprünglich: Im Nordbahnhof-Park


Der Hochseilgarten MontMitte....

Mit der anfangs eingehandelten Verspätung, also nach zweieinhalb Stunden kamen wir hier an und jeder hatte beste Verkehrsverbindungen, um die einstigen Mauergegend wieder zu verlassen. Fazit für alle war ganz sicher, dass dieses Mauerstreifengelände zwischen Regierungsviertel und dem Nordbahnhof das sicher am stärksten gewandelte Gebiet Berlins ist. Was hier entstand - hat es weder zur DDR-Zeit noch je in einer Epoche davor gegeben. Es scheint gelungen, Ost und West hier unverrückbar zu verschmelzen...Bald wird die Gegend eine neue Attraktion haben: Die renomierteste Berliner Schauspieleschule. "Ernst Busch" zieht von Schöneweide an das Nordbahnhofgelände in die einstigen Werkstätten der Staatstheater, bzw. Oper.


Hier geht es am 25.Oktober vorbei... Der Potsdamer Platz vom Brandenburger 'Tor gesehen, in dessen Nähe ich mein Auto abgestellt hatte.

Fotos: Uwe Scheddin
 

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