24.11.14

Bericht "Berge der Liebe"

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Einsame Skulptur im Schlosspark Liebenberg
Cornelia Heyse liest aus "Der fremde Freund" von Christoph Hein (eine Stunde)

Ausflug für die Lesung "Der fremde Freund"  am 16. November 14

Auf doppelte Weise habe ich an diesem Nachmittag etwas gelitten - doch ich hoffe, die Teilnehmer haben davon nicht viel gemerkt und vor allem: Sie selbst konnten womöglich den Ausflug genießen.
Ich dachte mir, eine Fahrt nach Liebenberg mit dem Titel "Berge der Liebe" sei doch ganz nett. Man sollte aber besser auf unnötiges Witzeln und vage Versprechungen verzichten. Ich jedenfalls konnte in der Lesung das Thema der "Verhinderter Liebe" oder  das der "Schwierigkeiten mit der Beziehung" nicht so recht entdecken. Das lag aber nicht am Autor, sondern eindeutig an der (sogenannten) Strichfassung dieser Novelle von Christoph Hein.  Sie wurde so stark gekürzt bzw. abgerundet, dass von dem Konflikt und dem zeittypischen Problem (Handlung in der DDR, 70er Jahre) nicht viel blieb. Gleichzeitig hat sich die Schauspielerin damit auch die Chance zum Spiel genommen, bzw. wurde sie ihr genommen (ich nehme an, dass die Fassung von dem Regisseur Matthias Brenner, ihrem Partner ist).  Cornelia Heyse, die Protagonistin, sie sei hiermit vorgestellt, liest die Geschichte wie einen Bericht, ein Protokoll und spielt nicht einmal ansatzweise die Konflikte bzw. die  Beschädigung der Figur.  Doch jeder, der diesen Kurzroman einmal zur Hand nimmt, fühlt sich in die Frau versetzt, denn es ist ein einziger Monolog, und der Leser durchlebt und im besten Falle durchschaut den problematischen Lebensabschnitt der Heldin:  Eine Ärztin verliert durch eine Mord ihren Geliebten. Doch sie stellt befremdet fest, dass sie darunter nicht besonderes leidet und  versucht durch eine Selbstanalyse, ein Art psychisches Tagebuch, herauszufinden, warum so ist.  Die wirklich geniale Idee vom Autor ist, dass  der Leser hört und fühlt, wie diese Frau, die ein scheinbar normales und erfolgversprechendes Leben führt, ihre Probleme sehr wohl erwähnt und sogar aufdeckt, aber nicht in der Lage ist, ihre Bedeutung einzuschätzen, bzw. eine Korrektur einzuleiten
Sonderplatz bei der Lesung im Sommerschloß

Hinter der Winterterresse des Sommerschlosses liegt der Lankensee des Liebenberger Landes.
 Schöner Hintergrund der Lesung.....
Dies war für mich, der diese Geschichte etwa 1984 gelesen hatte, damals ein Schock. Wahrscheinlich glaubte ich als recht junger Bürger der DDR, dass man auftauchende Probleme, wenn man sie analysiert, auch anpacken und lösen kann.  Doch hier schreitet jemand sehend und quasi in deiner Begleitung in den Untergang, denn er ist nicht in der Lage, den in der Kindheit begangenen Fehler zu korrigieren. Schlimmer noch: Ich erkannte, dass Christoph Hein eine Parabel erzählt über das individuelle gewöhnliche Leben in unsrem Staat.  Er zeigte einen Menschen, der quasi aus der Retorte des Sozialismus kommend erwartungsgemäß die Entwicklungsmöglichkeiten wahr ge-nommen hatte - "aus ihm war etwas geworden" - der jedoch andererseits einige wie es schien nur kleine Makel hatte.  Eine Fehlentscheidung in der Jugend oder, wie von der Ärztin beklagt, einen dogmatische Vater z.B.. Diese werden ihn trotz allem Wahren und Guten in dieser Gesellschaft zu Fall bringen. Und damit erfüllten sich die Verheißungen auf ein besserer, glückliches Leben trotz allem Bemühens und entgegen aller Versprechungen und wider aller wissenschaftlicher Gesellschaft- und Wirtschaftspolitik  n i c h t.
Schöne Aussichten....

Das Sommerhaus der Schlosswirtschaft Liebenberg - einst errichtet durch die Eulenbergs.

Es wurde in meinen jungen Jahren viel gemunkelt über den bevorstehenden Zusammenbruch des Sozialismus. Wirklich geglaubt habe ich es erst nach dem Lesen von "Der fremde Freund".

Ein zweiter Minuspunkt war für mich, dass ich vom Veranstalter bzw. dem Liebenberger Hotel personal nicht richtig über die Entfernung zwischen dem Schlossrestaurant, wo wie einkehrten, und dem Sommerschloss, wo die Lesung stattfand, informiert wurde. Trotz Nachfrage. Noch an der Rezeption wurde gesagt: 800 m. Es sei allen gesteckt, die diese engagierten Kulturangebot des Liebenberger Herbstes" einmal wahrnehmen wollen, kommt besser mit dem Auto oder bestellt ein Taxi oder geht gleich zum Sommerschloss. Denn die Entfernung ist mehr als 2 Kilometer und in der Dämmerung ist der Weg nicht beleuchtet und ist es lebensgefährlich, auf der Autostraße zu laufen, die keinen Fußweg hat. Der Gerechtigkeit halber muss gesagt werden, dass das Hotel in der Lage war zu helfen, indem uns der Shuttlekleinbus zur Verfügung gestellt wurde (der allerdings durch mich natürlich zusätzlich bezahlt werden musste).

Wir speisten gut im Schlossrestaurant Liebenberg

Bilder: Uwe Scheddin
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