03.12.13

Frühling in Klein Paris



Zu meinem Glück erfüllte sich der großspurige Titel an diesem letzten offiziellen Winterwochenende! Der Frühling hatte in den schönen Leipziger Auenwäldern Einzug gehalten – mit dem würzigen Grün des Allium ursinum (Bärlauch) und dem strahlendem Weiß des Märchenbechers.

Märzenbecherblühe im Auenwald von Parthe und Elster
Für mich und meine Gäste war es darüber hinaus eine kleine Sensation wie nah die Parks und Wälder an der verkehrsumtosten City liegen. Ich hatte den Kurs so gewählt, dass wir bis in den Nachmittag ohne Mühe stets im Bereich der Auenwälder und ihrer angrenzenden Stadtviertel blieben:
Die älteste Dichtergedenkstätte Deutschlands
So liefen wir entlang des Leipziger Zoos nach Gohlis mit Friedrich von Schillers Stube im letzten alten Bauernhaus der Stadt, von dort auf den Rosenthaler Aussichtsturm und quer durch die üppigste Knotenblumenblüte zur Mittagseinkehr im Mückenschlösschen (zu empfehlen: www.mueckenschloesschen-leipzig.de/)
Menü im Gründerzeit-Restaurant "Mückenschlösschen" . Die Auenwälder sind alte, klassische Ausflugsgegenden der Leipziger!
Das sonnige, klare Wetter auch nachmittags verführte uns, die angrenzende Villengegend bis zum „Bach-Viertel“, vorbei am Zentralstadion (Fußball WM!) weiter zu Fuß und nicht per TRAM zu bewältigen. Von hier ging es durch den Johannapark, der ja fast schon ein Teil des Clara-Zetkin-Parks ist, zum Hochschulviertel am „Reichsgericht“ mit einem kleinen Abstecher in die Musikhochschule „Felix Mendelssohn-Bartholdy“ und in die imponierende Universitäts-bibliothek.
Im "Geisteswissenschaftlichem Zentrum" - Spieglung der Uni-Bibliothek
Nicht weit ist es dann mehr in die historische Stadtmitte, die wir mit einem Kurs von der Thomaskirche zur Nikolaikirche durchzogen, um noch mit einem Besuch im Schumann-Haus das „offizielle“ Programm des Tages abzuschließen. Diese Gedenkstätte der Schuhmanns liegt ein wenig außerhalb, doch der viertelstündige Fußweg lohnt, weil diese in den 90er Jahre hinzugewonnene Stätte ein authentischer Ort nicht nur für Clara und Robert Schumann –sondern für einen ganzen illustren Musiker-Kreis ist (u.a. auch Wagner, Liszt, Mendelssohn).
Das Gesellschaftszimmer der Schumanns ist heute ein Vortrags- und Konzertraum
Für den Abstecher hatte sich meine Gruppe jedoch geteilt. Die andere Hälfte hatte noch einen Kaffee genossen in der Alten Nikolai-Schule und war anschließend im Orgelkonzert der benachbarten berühmten Nikolaikirche. Das kleine Konzert auf der größten Orgel Sachsens war dem diesjährigen 200. Geburtstag von Liszt gewidmet.
Abendliches Leipzig am Sachsenplatz
Den anschließend gemeinsamen Weg zum Bahnhof gestaltete ich noch einmal mit einer kleinen Führung rechts und links der alten Hainstraße, wo mir einige Häuser und Passagen noch aus meinem eigenem Leipzig-Jahr - 1976 - vertraut sind. Völlig fremd fühlte ich mich allerdings im hinter der Hainstraße liegenden Stadtgebiet, wo die Leipziger ihre gute, alte „Blechdose“ (das erste moderne Warenhaus der DDR) abgerissen haben und eine wahrhaft riesige Baugrube bis zum Bahnhof hin die zukünftige dichte Bebauung des Brühl – „Wohnen in den Brühl-Höfen“ – ahnen läßt.
Immer wieder lohnt eine Tagesreise – auch mit dem teuren, doch wirklich schnellen und komfortablen ICE - in diese Berlin so nahe und doch nicht ähnliche Stadt. Leipzig hat sein Antlitz enorm verändert und auch zu einem guten Teil wiedergewonnen. Der Vergleich mit Paris wird nachvollziehbar….
Im ICE fotografiert: Tagesausbeute
Fotos: Scheddin (leider musste ich mit dem iPhone fotografieren, da meine Digitalkamera versehentlich nicht "geladen" war)