02.03.11

Ohne Moos nix los

Bericht von der Wanderung am 2. März 2011 von Michendorf nach Caputh


Ein verwesender Baumstamm unterwegs. Das Laubmoos klammert sich ohne Wurzeln fest.

Ein Wanderung in den unsensationellen Wäldern südlich der Potsdamer Havel zwischen Michendorf und Caputh von ca. 8 km (wirklich nicht mehr!). Bestes Wetter, gute Stimmung und ein Versprechen, das eingehalten werden konnte: Ohne Moos wär nicht annähernd so viel los. In der nicht so farbintensiven, ruhigen Natur fällt nun das Wirken dieser Pflanzengattung stark auf. Wenn wir mit dem Spaziergang auch schließlich im kulturgeschichtlich nicht ganz unbedeutendem Caputh landeteten - die Hauptrolle für mich spielte dennoch das Moos (und die Flechten bzw. die Algen). Vielleicht erinnert sich einer meiner KundInnen an meine erste pure Naturwanderung am 19. Januar 1995. Das war genau hier in den Wäldern nördlich der Eisenbahnlinie Potsdam-Rehbrücke-Beelitz-Heilstätten. Mehr als 20 BerlinerInnen waren an einem schlichten Donnerstag für eine schlichte Gegend gekommen. Ich war platt und erinnere mich bis heute. Hunderte Wanderungen habe ich indessen vorbereitet und geführt der einfachen (oder auch besonderen) Natur Brandenburgs folgend. Im von den vereinten Nationen ausgerufenen und von der Bundesregierung unterstützten "Jahr des Waldes 2011" wollte ich gerne in das selbe Horn stoßen und dabei mit meinen sozusagen heimatlichen Wäldern beginnen. Als Kind lernte ich noch die einstige kaiserlichen Oberförsterei Kundersdorf am Seddiner See kennen, die für diese Wälder verantwortlich war. Vor allem ungezählte Wildschweine fanden aus diesen Feuchtgebieten den Weg an die königliche Tafel in Potsdam - die Wälder waren Jahrhunderte sogar eingezäunt zwischen Potsdam und Beelitz.
Rast am Großen Lienewitzsee, Eis im Hintergrund, Grün im Vordergrund.
Heute kann man sich überall frei bewegen - ja, man fühlt sich bei einem Waldgang hier geradewegs allein in weiter Flur, so dicht doch an der Großstadt. Ein die Landschaft stark strukturierender Wasserrest der Nacheiszeit bestimmt dabei den Kurs, die sogenannten Lienewitz-Caputher-Gewässer. Links und rechts dieser einstigen Seenrinne liegen z.T. erhebliche Moränen. Kleine Bäche kommen aus dem etwas ferneren Umland und enden nach kurzem Weg in diesem Tal.

Ein kleiner Zufluss aus den Moränen östlich des Caputher Sees.
Und das Tal endet dann schließlich im Caputer See, der übrigens einst den Kurfürsten gehörte und die ließen in Caputh für die kurfüstliche Tafel in Potsdam im sumfigen Mündungsdelte vor der Havel Karpfenteiche anlegen. Das Schloss und der Park in Caputh zeugen ja noch von der einst von Potsdam aus bestimmten Zeit....
Was für ein wunderbares Eis hat dieser späte Winter für die Schlittschuhläufer! Hier eine Partie am Caputher See.
Heute jedoch wollte es der Zufall, dass ein unscheinbares Pflänzchen tatsächlich ein wenig mehr Aufmerksamkeit erheischte als die ganze preußische Kurfürsterei. Das gute, sonnige Wetter wollte es und lenkte es, dass uns allen auffiel, wie prächtig sich in der noch "kahlen" Natur die Mooststellen ausmachten.
Etwas Grünes wurde im Wurzelfenn entdeckt: Moos, Flechte, Alge?

Es ist wahrscheinlich eine Alge auf einem Baumpilz.

Die Natur bringt immernoch die besten Floristen hervor...
Zu meiner Verwunderung waren die Pflanzen nicht nur schon oder noch grün, sondern hatten zum Teil bereits ihre "Hochzeit" hinter sich - die Sporenträger auf langen dünnen Stielen waren schon aus dem Polster geschossen (aber die Kapseln waren noch nicht geöffnet).

Einmal den Blick geschärft, fällt schnell überall die kräftige Wirkung des Mooses ins Auge. Oft im Kontrakt mit weiß-grauen Flechten oder dem verblassten Eichenlaub des Vorjahres noch seine Wirkung verstärkend. Freilich haben wir nur die üblichen Laubmoosen entdecken können. Die selteneren Lebermoose, die ja im feuchten „Wurzelfenn“ denkbar gewesen wären, waren nicht auszumachen (auch war das Fenn ungewöhnlich trocken).
Mir fiel auch als etwas Besonders der Kontrast zwischen der schon voll-wachen Natur der Moose und Flechten und dem tief zugefrorenen Seen auf!

Ganz unabhängig vom Moos und anderen Frühblühern war der Ausflug von einem ganz besonders schönem Licht gekennzeichnet. Das war auch in Caputh noch so, wo wir kurz den Schlosspark besuchten und dann in der Gaststätte Wolf einkehrten.
Mir war vergönnt, Waldweg und Seen am späten Nachmittag noch einmal zu erleben, da ich - im Gegensatz zur Gruppe, die mit dem Bus nach Potsdam Richtung Berlin zurückfuhr (alle halbe Stunde ein Bus!) den Weg nach Michendorf durch die Wälder zurücklief. Die niedrig stehende Sonne mit klarer Luft, aber mit von Sumpf und See auch schon aufsteigendem Dunst ,zauberten ganz besondere Stimmungen...