01.03.09

Gedanken zum Ausflug nach Ferch - 28.2. 09


Wurzelgemälde am Wanderweg

Märkische MalerkolonieEs ist nicht leicht, einen richtigen Titel zu finden. Wanderung, Essen am Schwielowsee, Gemäldeausstellung und Konzert in der Kirche – all das ist ja nicht unbedingt hinter einer „Malerkolonie“ zu vermuten. Ich fand den Begriff einer Malerkolonie der Mark einfach seltsam und lockend. Auch eine Gruppe aktiver Fercher muss sich das gedacht haben, als sie begannen, ihre Tradition im Dorf nach Werten abzuklopfen. Werte, die sich vor allem in Beziehung zu Berlin umsetzen lassen. Was lag näher, als die zwar kurze, aber originelle Zeit des Dorfes als beliebtes Freiluftatelier auf Korn zu nehmen. Freilich, aus der Fercher Kolonie wurde nie ein bestimmter Stil oder gar eine Richtung. Dafür war die Epoche zu kurz, zu privat und liegt auch recht lange zurück, eher am Beginn der Glanzzeit der Berliner Malerei (1877-80).

Romantischer, aber anspruchsvoller Weg am Lienewitzsee...

Aber immerhin war mit Karl Hagemeister ein Art Mittelpunkt vorhanden, ein Maler, der vor allem nach dem 1. Weltkrieg bekannter wurde und manchem Kollegen Anreiz gewesen sein wird, sich ebenfalls am Schwielowsee umzusehen. Ohne dass hier wirklich eine Kolonie entstand, lebten im 20. Jahrhundert doch viele Künstler in der Sommerfrische der schönen Landschaft dieses größten und vielleicht auch markantesten aller Havelseen. Wer sich davon ein Bild machen möchte – seit 2008 gibt es ein kleines, feines Museum dafür – in einem alten Bauernhaus in der unmittelbaren Ortsmitte, neben der Kirche www.havellaendische-malerkolonie.de. Das besondere: Der dörfliche Verein zeigt nicht nur Museales, ja eigentlich gar nichts Museales, sie stellen Bilder aus, eigene des Vereins, aber vor allem Leihgaben von Privatleuten und aus Berliner (staatlichen) Sammlungen.

Das Malermuseum frisch gemalt.


Mein Weg nach Ferch ging 8 km durch den Kunersdorfer Forst, ein Kurs, der von Michendorf startend, gegen Ende immer interessanter wird – trifft man doch auf die Linewitzseenkette und die gewaltigen Eiszeit-Moränen des einstigen Schwielowsee-Gletschers. Von diesen hinab führte ich die Gruppe zu dem imposanten See. Die Wetteratmosphäre gab zwar nicht viel her, es war nicht hell oder strahlend – dennoch erschien das Gewässer mit großer Wirkung. Vor allem, weil ja um diese Zeit kein Laub den freien Blick „stört“.

Uralte Eichen im Kunersdorfer Forst ("Huteeichen")
Gerade richtig kam die Mittagspause in Ferch im Gasthaus „Bootsklause“(http://ferch-online.de/). Eine seit drei Jahrzehnten zuverlässige Adresse!
Direkt am Schwielowsee - die Bootsklause.
Der Abschluss des Ausflug sollte natürlich der Höhepunkt sein - und wurde es nach meinem Gefühl auch: Das Konzert in der Schifferkirche. Auch hier sind es rührige Anwohner des Sees (die Gemeinde setzt sich aus Geltow, Caputh und Ferch zusammen), die eine zunehmend attraktive Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen haben (http://kulturforum-schwielowsee.de/). Die kleine Fachwerkkirche mag keinen besonderen Hall haben, für manches Instrument vielleicht von Nachteil, aber sie hat eine unschlagbare Atmosphäre. Gestaltet wurde sie im 17. Jahrhundert von Bauern und Handwerkern und erzählt bis heute vom Leben der Bevölkerung damals. Die Decke erinnert an einen umgedrehter Fischerkahn, jedoch mit Himmel und Wolken bemalt….! Vom Kielbalken herab hängt ein schwerer, großer Engel, der gnädig eine Muschel als Taufschale präsentiert. Hier nun Harfe und Blockflöte im Konzert zu hören – war wirklich etwas Besonderes. Brigitta Winkler und Tatjana Schütz hatten ihr Konzert „Musikalische Farbmalereien“ genannt und spielten nicht nur engagiert und professionell, sondern führten auch gekonnt durch Ihr 60minütiges Programm.
Glücklicher Weise gelang es mir, für unsere Rücktour die Michendorfer Taxifirma zu bestellen (zwei Großraumfahrzeuge – Telefon 033205 23823), die uns Ruckzuck gleich von der Kirche an die Dessauer Regionalbahn nach Neuseddin brachten.
Fotos: Scheddin
Auf der Empore, unterm "Kahn" - während des Schifferkirchenkonzerts.