22.02.09

Gedanken/Bilder zur Winterwanderung 21.2.09


Bucht am Seddinsee bei Zwiebusch

Oasen im Osten - Ausflug zu wendischen Spree nach Rauchfangswerder

Wieder ein Ausflug in der Mutter-Vater-Kind-Variante… also mit ganz wenigen Teilnehmern. Ich könnte es ja auf das Wetter schieben oder die Glätte – dass meine Wanderangebote scheinbar so wenig populär sind. Wir benutzten nur ganz selten glätteren Boden und man hatte immer Ausweichmöglichkeiten! Wasserdicht freilich mussten die Schuhe sein, denn der Schnee war dicht am Taupunkt.
Die Sicht war nicht besonders – es war diesig, aber gleichzeitig war dies eine romantische Winterstimmung. Sehr still, sehr erholsam, gute Atemluft. Mit den drei Damen – eine davon im 86. Lebensjahr – bin ich wacker ausgeschritten! Hat Spaß gemacht. Ich selbst war erst einmal in Rauchfangswerder und im Winter noch nie. War gespannt auf den Kurs. Bei Schnee und Eis ist alles anders. Warum nutzen so extrem Wenige die Wanderangeboten bei nicht so „gutem Wetter“? Das Ergebnis einer solchen Wanderung ist meistens, fast immer, über dem Erwarteten.
Gruppe auf Eis
Man/frau fühlt sich als Sieger im Kampf mit den „Elementen“ und über den inneren Schweinehund, der natürlich am warmen Ofen bleiben wollte.
Schilfgedeckt. Letztes Kolonistenhaus in Gosen. Fenster als Denkmalsverbrechen.

Gosens gute alte Zeit wird in Fluglärm und Abgas durch BBI zuende gehen. Bald.
Neben der winterlichen Berliner Wald- und Seenlandschaft - diesmal im Osten - gab es auf dem Kurs auch Kontakt mit einstigen friderizianischen Kolonistendörfern. Ich hab dafür - zum Vorlesen - mein geschätztes Paul-Schneider Büchlein mit geografischen Wanderungen im Spreetal von 1925 eingepackt. Es war wirklich interessant, Schneiders Beschreibung von Müggelheim und Gosen zu lesen und mit dem Zustand heute zu vergleichen („Rund um Berlin – Spree-Wanderungen“ im Verlag der amtlichen Hauptvertriebsstelle des Reichsamtes für Landesaufnahme).
In Gosen, ganz am Ende dieses einst „gottverlassenen“ Ortes fanden wir sogar noch den Rest eines Kolonistenhauses – mit verschneitem Schilfdach.
Von da an ging es entweder entlang der Gewässer oder durch den Forst, teilweise durch fast unberührten Schnee. Überraschend auch die Begegnung mit dem Oder-Spree-Kanal und ganz in der Nähe mit einem Herrenhaus aus wilhelminischer Zeit, heute genutzt von einem Hotel und Tagungszentrum ("Berlin-Akademie").
Stille am Oder-Spree-Kanal beim Wandern auf Treidelwegen. Einst die Lebensader für Erz und Kohle aus Schlesien. Im Hintergrund die Fußgängerbrücke nach Wernsdorf.
Danach begann der längste Wegabschnitt immer entlang des Krössinsees und des Langen Zugs. Visavis, das war sehr angenehme fürs Auge, das ständig wechselnde Ufer der anderen Seite (Ziegenhals etc.) – mal ganz dicht, mal fern im Dunst verschwimmend, mal Wald, plötzlich schöne, alte Villen. Irgendwo ist 1933 Thälmann von Ziegenhals durchs Wasser und den Schmöckwitzer Werder geflohen, gejagt von den Nazis, die die Reichtagswahl gewonnen hatten.

Erinnerung
- junge Buche, die sich noch nicht von ihrem Blätterschmuck trennen konnte.


Krössinsee im Griff des Winters 2009
Gegen die weiß verschneite Eisfläche setzten sich grafisch malerisch die winterlich kargen, klaren Formen ab – (ich habe das hier und da versucht, mit meiner Digi festzuhalten). Im Wald war große Stille und über langen Strecken schlossen wir uns harmonisch dem Schweigen an – doch einmal gabs Geschrei, laut, dicht, erschreckend, in Todesangst. Ein Falke oder Sperber schlug just in diesem Moment einen Vogel (groß wie eine Amsel), brachte ihn zu Boden oder konnte nicht mit ihm in den Fängen fliegen, hielt ihn da unter fest und äugte um sich, ohne ihn loszulassen oder zu töten. Erbärmliche, laute Schreie waren noch ein paar Minuten zu hören – letzter Dienst des Todgeweihten: Eine Warnung – weit im Revier zu hören - vor dem Räuber.
Posted by PicasaGebrochene Birke
Endlich und mit einem Mal Rauchfangswerder, ganz dicht bei Zeuthen, aber durch die Dahme getrennt. Ein Ort, der zeitlich parallel mit der Gründung der Kolonistendörfer (Neu-Zittau, Gosen, Erkner, Friedrichshagen, Müggelheim) schon mit zwei drei Siedlern bewohnt war - heute heißen hier Straßen nach ihnen. Überraschend, wie städtisch manche Wohnhäuser nach soviel Wald und Seenerlebnis sind! Sogar eine nette Fischer- und Schifferkneipe auf dem Weg zur Fähre. Und geöffnet! Obgleich die Fähre im Winter geschlossen ist. Ausgeschenkt wird ein wohlschmeckendes böhmisches Bier. Dann das letzte Highlight: Alle 20 Minuten (am Sonnabend!!) ein kleiner Bus nach Schmöckwitz zur Straßenbahn. Ich hatte es natürlich schon recherchiert, aber - frei nach Schiller - ich las die Fahrplanbotschaft wohl, allein fehlte der Glauben, das es so etwas gibt in dieser Stadt. Die Vertreter Rauchfangswerders im Rathaus (Treptow-Köpenick) müssen sehr gute Arbeit geleistet haben… Doch, Berlin hat ein gutes Verkehrssystem.

Gasthaus "Kajüte" in Rauchfangswerder

Die "wendische Spree", also die Dahme, ab Köpenick dann mit der Müggelspree vereint. Verwaiste Fährstelle zum gegenüberliegenden Zeuthen.

Eines der schönen, alten Bürgerhäuser in RFW. Restaurierungsbedarf!

Fotos: Scheddin
Mit diesen einfachen Spikes gibt es keine Glätteunfälle!