10.04.08

Nachtrag zum Ausflug 8.4. 08 in alte Land Lebus


Im Park von Steinhöfel

Die Oderhänge bei Lebus - blühendes wildes Obst

Im Park von Alt Madlitz
Adonis in Brandenburg
Tagesausflug mit Bahn und Bus am Dienstag, den 8. April 2008.
Gut besetzt war dieser Bus mit fast 30 Personen. Und alle hofften natürlich auf Sonne an der Oder. Zum Trost regnete es wenigstens nicht. Die Kühle und die Nachtfröste hatten ihre Spuren auch bei "Adonis" hinterlassen. Erst wenige waren erblüht und die Erblühten waren sehr schüchtern…
Dennoch, und das ist das Gute an so einem Ausflug an die Oder, die Landschaft ist so reizvoll, fast sensationell der Blick ins weite Odertal, die blühenden Schlehen, das reichliche Wasser in mehreren Flussläufen, die alte und idyllische Siedlung Lebus mit ihrer Geschichte, die weit über 1000 Jahre zurückreicht - eigentlich wird hier jeder Besuch zum Erfolg.
Nach der ersten Wanderung eine Einkehr im „Oderblick“, wo uns solides aber nicht sehr originelles Essen geboten wurde. Wer hier mehr Glück hat und bei wärmerem Klima auf den Terrassen speist: Näher am Wasser sitzt man sicher nirgendwo an der polnisch-deutschen Oder!
Unser Bus, den ich in Polen bestellt hatte (zum Entsetzen eines deutschen Busfahrers auf dem Parkplatz an den Adonishängen: „Polenbus und Deutsche – wo gibt’s denn so was!“), brachte uns nun auf einer reizvollen kleinen Landschaftsfahrt durch das Oderbruch, vorbei am "Reitweiner Sporn" in das nahe Seelow gelegene Friedersdorf. Hier in der Kirche findet man die Spuren des einst so bekannten Geschlechtes derer von Marwitz. Die Kirche, vor kurzem noch eine Kriegsruine, ist wieder aufgebaut, die Inneneinrichtung wirkt fast komplett und der berühmte Grabstein des Marwitzoffiziers, der die Plünderung von Schloss Hubertusburg Friedrich II. verweigert hatte, steht fein restauriert am alten Ort im Chor. Unterhaltsam nachzulesen bei Fontane – Wanderungen/Band Oderland. Wie die Familie Marwitz sind auch die Nachbarn, die Nachfahren des Fürst Hardenberg nach der Wende wieder in die Gegend gezogen. Sicher kein leichter Schritt, zumal keiner dort anfangen konnte, wo er 1945 vertrieben wurde. Dennoch, der Versuch hier wirder zu leben und zu wirtschaften, muss erfolgreich gewesen sein. Das Gut im Nachbardorf in Lietzen macht einen ausgezeichneten, fast blühenden Eindruck. Die alte Johanniter-Komturei, heute Lietzen-Nord, bekam der Fürst und Kanzler als Eigentum vor fast 200 Jahren verliehen und ein Sproß der Nachfahren konnte ein Teil davon erwerben, um hier heute moderen ökologisch orientierten Pflanzenanbau zu betreiben. Das einstige Komturei-Schloss ist wieder Wohngebäude, die Kirche zugänglich, der Speicher ein Museum (das älteste Wirtschaftsgebäude der Mark!). In der Kirche sind nicht die Familienandenken der Hardenbergs, sondern die Grabstätten und Erinnerungstafeln der Johanniterkomture interessant – darunter auch ein Stein eines Templers! Zu Kaffee und Kuchen ging es 30 Minuten weiter durch die still-schöne Landschaft (Fontane sagte: „höhepunktlos“ dazu) nach Madlitz. Viele Kilometer Mini-Chausseen, Wald und plötzlich ein gepflegter Park. Am Dorfende ein ebenso gepflegtes Cafe und netter Empfang durch die Schlossherrin. Auch in Madlitz wurde ein Teil des „Junkerlandes“ durch die Nachfahren dieser „Junker“ wieder erworben. Auch hier ein klingender Name: Die Finkensteins. Bekannt auch durch Fontane, aber vor allem durch das gleichnamigen (Nachwende)Buch von Günter de Bryn. Dort Kaffee zu trinken, brachte uns das Vergnügen, dass sich die Türen von Park und Schloss öffneten und wir etwas aus dem Leben und der Problematik der „Rückkehrer“ erfuhren. Die Finkensteins hatten auf verschiedene Weise an der Geschichte Preußens mitgeschrieben – erhalten ist vor allem der Park, Schöpfung eines hohen Beamten aus der Familie aus der Zeit Friedrich des Großen. Der alte Fritz entließ damals seinen Minister Finkenstein im berühmten Streit um den Müller Arnold und der Graf, und später vor allem sein Sohn, hatte nun Zeit, seinen Neigungen nachzugehen: Er schuf diesen so schönen, so großen Park. Kein Pückler, kein Lenné.
Abschließend starteten wir zum benachbarten Steinhöfel – einst saßen dort die von Massows. Heute - nicht mehr und nicht wieder in der Familie – betrieben als ein sehr gut laufendes Hotel und Restaurant. Auch hier ist der Park sehr beindruckend – weit ausladend und von ästhetischem Reiz (oder war es die schöne, sonnige Abendstimmung, die meine bejahende Stimmung bestimmte?). Mit einstündiger Verspätung (weil wir so lange in den Schlössern, Kirchen und Parks verweilten) brachten uns unsere polnischen Freunde an die Bahn nach Fürstenwalde.
Zum Schloss und Gut Alt Madlitz gelangen Sie übrigends mit diesem Link: www.schlossgutaltmadlitz.de/