15.01.07

Nachtrag für Wochenende 13-15. Januar 07




Alter Stein - neuer Stern Carola
Sandsturm in Heringsdorf
Apfelbaum am Golm

"Insel Usedom"

Von der kleinen Wanderreise, die gerade zuende gegangen ist, möchte ich hier einige Eindrücke skizzieren. Die erhoffte Winterwanderung konnte es ja nicht werden: die unnatürliche Wärme dieser Wochen blieb. Auch der Januarsturm, der seit Donnerstag tobt, hat daran nichts geändert.
Zweimal habe ich in den 80er Jahren auf Usdedom tolle Wintertage erlebt - die See hatte riesige Eisberge auf den Strand geschoben... Vielleicht im nächsten Jahr? Ich hoffe, der Ausflug war dennoch ein Erfolg. Immerhin hat es nicht geregtnet, es war klar und sogar mehr Sonne als Wolken. Die 12 Teilnehmer wohnten in dem attraktiven familiär geführten Hotel "Idyll am Wolgastsee" in Korswandt und nutzten für den individuellen Transport ebenfalls ein Korswandter Unternehmen: Den Kaiserbäder-Express der Firma Dittberner. Beides Adressen, die ich gerne weiter empfehle!
Die Anreise hatte ich über Anklam gelegt, da dort Linienbusanschluss nach Heringsdorf besteht.
Man muss also nicht unbedingt mit dem endlos zuckelnden Bäderexpress von Züssow fahren und hat noch den Vorteil, die Stadt Usedom und ihre Umgebung ansteuern zu können.
In diesem Städtchen, das ausnahmslos zu schlafen schien, war dennoch Kaffee und Kuchen zu haben! Am Kamin der Familie Bause auf ihrem kühn umfunktionierten Bauernhof "Antiquitäten und Lebensart". Unsere Wanderung dann bis zum Dunkelwerden ging von Ulrichshorst durch schönen Buchenwald an die Äcker von Garz und am Waldrand entlang bis auf den Golm-Berg. Hin und her reisst es einen dort - so eine charaktervolle Landschaft hier am Rande des Oderdeltas mit Blick auf das heute polnische Swinemünde .... aber diese Stadt hat im März 1945 eine der furchtbarsten Kriegsstunden der Menschheit erlitten. Tausend Flüchtlinge und Einwohner - ungezählt und unbekannt die meisten - fanden auf dem Golm ihre letzte Ruhe. Keine für uns.
Der Sonntag dann hatte mir logistische Schwerstabreit abverlangt. Weil im Vorfeld keine Gaststätte für die Wanderpause zu finden war. Januar und Sonntag: Nichts geht mehr zwischen den Bädern und Mellenthin. So musste der Kurs, was ja nicht schlecht war, zunächst nach Heringsdorf führen, von dort gings am Strand nach Bansin zur Einkehr im Hotel Atlantik. Nicht gerade eine Wandererherberge. Gestärkt genossen wir nun den weiteren Weg vorbei an fünf Seen ins Dorf Benz an diesem zauberhaften Schmollnsee. Unterwegs lag überigens die Viktoria-Höhe, die die Kaiserbädergemeinde mit Schildern und Tafeln gut gekennzeichnet hat. Liebe Kaiserbäderbürger, wenn Ihr eine Eurer blaublütigen Ahnferienfrauen korrekt ehren wollt, schreibt dieTafeln bitte neu: 1866 pflanzte Viktoria, die Kronprinzessin und n i c h t die Königin, dort eine Fichte. Ihr könnt es von der alten gusseinsernen Platte ablesen auf dem Findling unter Eurem Schild.
Eine andere,neue Messingguss-Platte hat mich mehr beeindruckt: Auf dem Friedhof von Benz erinnert sie erschütternd konkret an den Tod in Neppermin und Benz im Mai 1945. Dieser an sich unscheinbare Friedhof... hier ruhen der Maler Niemeyer-Holstein (+1984), der allen theaterkundigen Berlinern bekannte Rolf Ludwig (+1999) und seit einem Jahr auch die große Journalistin und Publizistin, Mitbegründerin von amnesty international, Carola Stern. (Danke Hanjo für den Hinweis!) Besucher finden ihre Ruhestätte (siehe Foto oben) hinter der Kapelle - es gibt - sagenhaft - keinen Hinweis.
Mit den Hinweisen fürs Wandern sieht es auch nicht gut aus. Große Teile der Wanderrouten Usedoms finden keine Entsprechungen in den Karten und umgekehrt. Viele Schilder sind verfault, umgestürzt. Der Naturraum zwischen Peenestrom und Swine ist eine der schönsten Gegenden Deutschlands und ein wenig mehr sollte schon investiert werden, um sich dem würdig zu erweisen.