08.01.07

Nachtrag für Sonntag, 7.Januar 07


Hof der Moschee Richardstraße



Brüdergemeineraum Kirchgasse
"In Rixdorf nur Musike?"

Führung in Berlin Neukölln, 11 Uhr, Treffpunkt Herrmannplatz.
Als ich im vorigen Jahr die ersten Führungen in Neukölln anbot, war ich über die geringe Resonanz enttäuscht – der Kiez faszinierte mich, die Recherche war spannend und das Ergebnis konnte sich eigentlich sehen lassen. Ich blieb dabei, die Rixdorf-Führung anzubieten. Und es wurden immer mehr, die sich verführen ließen, die Sonntag in Neukölln zu verbringen. Gestern 24! Ich glaube, es war in den 3,5 Stunden des Spaziergangs gut erlebbar, dass es zwischen Herrmann- und Karl-Marx-Platz viel mehr als „Musike“ gibt! In Neukölln fällt es mir jedes Mal auf, wie wenig wir, mich natürlich eingeschlossen, unsere Stadt kennen, wie oberflächlich wir mit anderen Stadtteilen Kontakt aufnehmen. Ein Teil der Berliner Presse tut das ihre, ein Bild zu schaffen, das auch nicht gerade anregt, in Neukölln in die Tiefe zu gehen (gestern Schlagzeilen über eine „Hinrichtung in Neukölln“ …was natürlich lähmende Assoziationen an die Saddam-Hinrichtung weckte). Unser Kurs jedenfalls ging in die „Tiefe“.
Karstadtkaufhaus, Alter Jakobi-Friedhof, Rütli-Schule, ehemaliges Karl-Marx-Gymnasium, Ideal-Passage, Stadtbad, Heimatmuseum, Moschee Richardstraße, Neuköllner Oper, Bet- und Schulhaus der Reformierten böhmischen Christen, Bethaus der Herrnhuter Brüdergemeine, Museum der Herrnhuter, Comenius-Garten, Dorfanger, Böhmischer Friedhof. Und trotz schon Überlänge musste Interessantes ausgelassen werden… z.B. das Neuköllner Theater, das Rathaus, die „Neue Welt“, das Rollberg-Kiez, der Körner Park, die Bethlehem-Kirche, die Dorfschmiede… übergroß ist das Angebot für den Neugierigen. Und groß ist die Gastfreundschaft – trotz ganz unterschiedlicher „Häuser“. Bewegende Begegnungen und Innenbesichtigungen charakterisierten diese Stadtbesichtigung:
Im Stadtbad mit dem Museum im Gartenhaus, in der Moschee Richardstraße, wo wir auf das Freundlichste in Strümpfen auf die Teppiche eingeladen und im Betsaal begrüßt und informiert wurden. Im Kirchenraum der Reformierten Gemeinde, einem alten Schulhaus, wo im Hof das berühmte Wandbild von der Ankunft der Böhmen in Berlin über die Gärten leuchtet. In der hellen, weißen Kirche der Brüdergemeine, wo eine dicke Tuba am Altartisch und ein Krippenspiel mit knuddeligen Stoffpuppen meine Phantasie beflügelte. Im ältesten Haus von Böhmisch-Rixdorf schließlich, mit dem noch jungen Museum über den Weg der Brüdergemeine in Berlin seit 1737. Da wird man authentisch von den „Dorfbewohnern“ selbst betreut. Von denen bekommen Sie auch den Schlüssel für den Friedhof, der versteckt am Ringbahnhof Neukölln liegt – der zweitälteste aktive Gottesacker Berlins.