01.05.15

Krakau und Karpaten - ein Bildbericht

Buntes Krakauer Markt-Treiben
 
Wie geplant, fand Ende April 2015 ein Ausflug in die Wojewodschaft "Kleinpolen" unseres Nachbarlandes statt. Die Reise war gut besucht und ich fand, dass alle Ziele im materiellen wie im idellen Sinne erreicht wurden. Das lag nicht nur an der Reiseplanung und Durchführung, sondern auch am ausgesprochen schönen Wetter und der guten Konstitution der sehr angenehmen Gruppe. So empfunden wurde das übrigens auch von unserem Krakauer Stadtführer Kris Tomaszynski - der sich bei mir nachträglich und ausdrücklich bedankte : In Hoffnung und Erwartung auf solcherart Besucher habe er sich nach seinem Studium für diesen Job entschieden (Kris hat Germanistik in Krakau studiert und ist seit anderthalb Jahren lizensierter Stadtführer). Ein Überraschung am dritten Tag war sicher der Sonntagsausflug in das Pieninsky-Gebirge - ein kleines, aber wildromantisches Minimassiv der Beskiden am Fuße der Hohen Tatra. Seit 150 Jahren nutzen hier einheimische Flößer die Gunst der Natur und befördern Touristen durch das Durchbruchstal des Flusses Dunajec. Unsere Teilnahme an so einer Fahrt - auf zwei Flösse verteilt - war sicher ein Höhepunkt der Reise. Als weiteres Hightligt empfand ich aber auch unseren Kurs mit Krzysztof T. ( http://stadtfuehrungenkrakau.de/ ) im Krakauer Stadtteil Kazimirz, der einstigen Judenstadt, in der er sich besonders gut auskannte und am Ende des Tages uns schließlich durch das aktuelle Museum in Oscar Schindlers ehemaliger Emallie-Fabrik führte. Und auch der Schlußpunkt unserer Reise hat mir persönlich besonders gefallen: Ein Abstecher auf der Rückfahrt nach Deutschland in die Stadt Gleiwitz/Glewice mit dem einst stärksten Radiosender Schlesiens. Eine in vielfacher Hinsicht interessante Stätte - denn der "Sender Gleiwitz" ist einerseits eine Inkunabel für den Ausbruch des 2. Weltkrieges und die perfide Politik der deutschen Nazis (ein SS-Kommando überfiel am 31.8. 1939 in polnischen Armeeuniformen die Sendemannschaft) und auf der anderen Seite ein unglaublich gut erhaltenes Zeugnis der frühen Information- und Kommunikationtechnik. Der Lärchenholz-Sendeturm von Gleiwitz ist heute das höchste Holzbauwerk der Welt! Nicht nur der Turm, das gesamte Bauensemble aus dem Jahre 1935 ist vollständig erhalten und wird - inklusiv eines kleinen Museums auch Besuchern präsentiert (leider war Montags geschlossen). Reisenden nach Krakau oder ins einstige Galizien sei diese ungewöhnlich Zwischenstation ans Herz gelegt.
Krakau war an diesem letzten Aprilwochenende, wie ich fand, bereits ungewöhnlich stark besucht. Der Andrang sicher auch eine Ursache, dass ich im März nicht das gewünschte Hotel in der Innenstadt bekam, bzw. keine Zimmer hinzubuchen durfte und so auf das kleine "Hotel Lorenzo" im Süder der Stadt auswich. Mir hat dieses Hotel gut gefallen - und da es uns allein gehörte, war der Aufenthalt dort auch recht entspannend. Die anfallenden Fahrten ins Zentrum brauchten natürlich vom Teilnehmer nicht zusätzlich gezahlt werden. Der weitere Ausgleich für das einfachere Hotel war, dass bei unserer Reise alle Eintritte, auch ein Kleszmer-Konzert und die Flossfahrt "inklusive" waren.
Wawel und Weichselpromenade
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Der Anreisetag. Durch dieses Nadelöhr muss jeder Krakau-Gast, ob er in Auschwitz Station macht oder nicht...
Lässt sich ein schlimmerer Ort denken zwischen Himmel und Erde?
Die "Rampe" von Birkenau...
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Beginn des Krakau-Tages mit unsrem Guide Tomaszynski in Kasimirsk an der Alten Synagoge.
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Auf dem ältesten Judenfriedhof der Stadt an der Remuh-Synagoge mit dem berühmten Grab des Rabbi Moses Isserles

 
Im (Oscar-Schindler) Museum zur deutschen Nazi-Okupation 1939-45.





 
Beste Stimmung bei Klezmer-Musik im Restaurant "ARiel"
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Den größten Renaissance-Hof außerhalb Italiens hat das königliche Schloss auf dem Wawel
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Die heiligste und somit berühmteste Glocke Polens ist die Zygmunt-Glocke (Sigismundglocke). Sie hängt im Kirchturm der Krönungskathedrale auf dem Wawel. Sie zu berühren mit Hand-aufs-Herz bringt großen Segen...
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Nicht nur Heiliges in der Höhe bietet die Kathedrale. In den Grüften ruhen die Särge der Könige und Nationalhelden. Hier der Sarkophag des Anführers der polnischen Literatur  Adam Mickiewicz.
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Im Hof der nach Prag ältesten Univesität diesseits der Alpen in der Krakauer Altstadt

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Die berühmten "Tuchhallen" Krakaus sind ein Lieblingsziel der Touristen aus aller Welt
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Der Markt (Stary Rynek) mit Marienkirche und Mickiewicz-Denkmal
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Das Mickiewicz-Denkmal ist ein Treffpunkt der Kinder, wohl, weil der Dichter am Sockel auch als Junge dargestellt ist
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In der Marienkirche - mit der Jugendstil-Ausmalung Jan Matejkos und im Hintergrund dem  größten Altar der Welt (von Veit Stoss!).
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Geschäftsleben vor der Marienkirche - im Vordergrund ein Pantomime mit Aktenkoffer als Spendenbox. Wirklich witzig!
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Mit Guide Kirs (Bildmitte) im Strom der Touristen in der Florianska-Straße...



Der zweite Ausflugstag. Programm: das historische Salzbergwerk Wieliczka. Auf der Besichtigungsroute gibt es Abbauhallen, wie diese, in denen neben Salz in allen Formen auch Bernstein-Souveniers und Folklorepüppchen verkauft werden... 400 m unter  der Erde
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Auf dem Besuchsprogramm nach dem Salzbergwerk: Eine berühmte und politisch aufschlussreiche Kirche Polens in Nova Huta, der Stadtrandsiedlung Krakaus. Der Bau der Kirche "Mutter Gottes, Königin von Polen" (genannt auch "Arche Gottes") war ein erster Sieg der Opposition gegen das Diktat der herrschenden Partei. Derjenige, der hinter dem Kampf für diese Kirche stand, war Karol Wojtyla - einer der wohl 10 berühmtesten Menschen des 20. Jahrhunderts*
* "Lexikon des 20. Jahrhundert", Peking 2051
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Der dritte Tag: Unser Bus der Firma LIMBA-TRANS aus Gorzow/Landsberg bei der Fahrt zum Flösserort im Pieniny-Gebirge. Im Hintergrund die Stauseen der Dunajec beim Dorf Frydman
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Die tolle Flossfahrt auf der Dunajec - ich vermute hierin eines der ältesten touristischen Vergnügen der Welt...
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Bei schlechtem Wetter möchte ich diese Tour zwar nicht machen, aber bei gutem immer wieder. "Ausgelassene Stimmung an Bord!"
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Wir treffen uns. Unsere Gruppe war auf zwei Flösse aufgeteilt.

Das zweite Floss vor dem berühmten und namengebenden Berg der Gegend, dem Dreikronenberg (siehe "Kronengebirge")
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Die Felswände im Kronengebirge sind bis zu 300 Meter hoch. Der Fluss manchmal nur 100 Meter breit...

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Weils so schön war, noch ein Bild....
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Anschließend ein Päuschen im urig dorflich hergerichteten "Krug" in Szczawnica, wo die polnische Flossfahrt endet (es gibt, da die Dunajec ein Grenzfluss ist, auch slowakische Fahrten....)
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Bus-Rückfahrt nach Krakow mit einem Kurs, der es möglich macht, eine der berühmten Dorf-Holzkirchen des polnischen Weltkulturerbes einzubeziehen. Die uralte Kirche von Lipnica Murowana steht heute außerhalb Lipnicas auf eine Friedhof, doch einst war sie ein Mittelpunkt des neuen christlichen Glaubens an der oberen Weichsel
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Unser Hotel "Lorenzo" im Süden Krakaus.
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Der Rückfahr-Tag. Unweit unseres Hotel steht die moderne Pilgerkirche "Zur Barmherzigkeit Gottes". Von ihrem Turm ein schöner Abschiedsblick auf das Tal der Weichsel und die alte und neue Stadt Kraków..
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Zweite Station der Rückfahrt: Das erste Bernhardinderkloster Polens (und eines der ältesten Europas...) in Tyniec. Es steht seit 9 Jahrhunderten auf einem Kalksteinfelsen an der Weichsel und ist ein meditativer Ort (falls nicht gerade Schulklassen zu Besuch weilen).
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Letzte Etappe der Reise - ein Höhepunkt für mich - die Radiostation von Gleiwitz/Glewice. Einst der stärkste Sender Schlesiens, heute der höchste hölzerne Turm der Welt
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Nicht nur der Sendeturm, auch die Studio- und Mannschaftsanlagen von 1935 sind mustergültig erhalten und gepflegt. Am Gebäude links befindet sich eine Gedenktafel zum Überfall auf den Sender - durch als polnische Armee verkleidete faschistische SS-Truppen am 31. August 1939.






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