02.12.14

Bericht Bus-Führung "Berlin-Südost"

Auf der Bölsche vor dem alten Rathaus von Friedrichshagen.

Am 29. November war eine Premiere und für mich darüber hinaus eine besondere, denn noch nie hatte ich in Berlin mit Berlinern einen Halbtagsausflug nur mit und in einem Autobus veranstaltet. Das mag teils daran gelegen haben, dass früher der Schwerpunkt auf dem Wandern und Laufen lag und vielleicht zum anderen daran, dass Busse gewohnheitsgemäß für Orte außerhalb gebraucht wurden.  Nicht verheimlichen will ich auch meine Abneigung in Sachen motorisiertes Umschauen.... sie bedeuteten für den Reiseleiter mehrfache Abhängigkeit: Vom Fahrzeug, von Fahrer, vom Verkehr.    Was das betrifft, hatten wir am Sonnabend Glück, bzw. hatte ich vorgesorgt. Glück, weil  uns Peter Schöppner fuhr, der sympathische und "coole" Chef des Unternehmens "Gegenwind" und "vorgesorgt", weil ich eine relativ verkehrsarme Zeit nutzte.
Stralauer Dorfkirche - neben dem Friedhof gab es bis 1945 einen Straßenbahntunnel unter der Spree nach Treptow und Köpenick - seit der Zuschüttung ist hier Ruhe. 

Der Friedhof von Stralau - alles Wassergrundstücke....

Aus den Gefängniszellen von Rummelsburg sind überraschend schöne Wohnungen geworden.

Die Resonanz nun auf dieses Angebot einer innerstädtischen Busfahrt zwecks zeigt mir, dass ich wohl schon viel früher dieses Produkt hätte anbieten können (und natürlich wird es in Zukunft wieder im Programm sein).
Zu erleben war ein gut 4-stündiger Überblick eines Ostberliner Stadtteils,  auf einem Kurs, den man privat so nicht fahren würde und der auch nur dann ergiebig ist, wenn einer ihn vorbereitet. Das heißt, der Teilnehmer sieht einzelne seltene Stadtmomente und er erlebt sie vor allem im Zusammenhang. Dieser ergibt sich natürlich aus dem Kurs, aber auch aus Einordnung und Erklärung (simpel gesagt, privat würde man an vielem einfach vorbei fahren).
Das Russisch-Deutsche Museum in Berlin-Karlshorst - herausragender Ort der Weltgeschichte.


Das  "antike"Treppenhaus des AEG-Verwaltungsgebäudes am Turm des Peter-Behrens-Baus in Oberschöneweide.

(Schönes) Schicksal eines Hafenkranes - heute ohne Arbeit aber mit Café.

Mündung der Wuhle in die Spree - kurz vor Köpenick gibt sie auf.

Zugegeben sei auch, dass ich mir für die Premieren einen von Natur und Geschichte gut ausgestatteten Teil unserer Stadt fürs erste Mal ausgesucht habe. Der Südosten, also die unlängst zusammengenommenen Stadtbezirke Treptow und Köpenick zeichnen sich aus durch Müggelspree und Dahme  und die durch sie geschaffenen Seen, Sümpfe, Lanken und auch die Lage am Rande des Urstromtal mit aufragenden Moränen spielt eine Rolle. Die stadthistorischen Besonderheiten gehen meist auf dies zurück: Hier an der Übergangsmöglichkeit durch das Seenreich hatte der Slawenfürst vor 900 Jahren die sichere Burg Köpenick, hier fand im einstigen Sumpf die zweite Kolonisation unter Friedrich II. ihr reichlich vorhandenes Neuland vor und im Urstromtal waren seit  200 Jahren die Spree und ihre nach und nach geschaffenen Kanäle willkommenes Transportmittel bei der beispiellosen unternehmerischen Initiative - zum Beispiel der Elektroindustrie. Viele Gebiete dieses an Natur reichen Teils der Stadt wurden 1920 eingemeindet für eine Siedlungsreserve  bzw. zwecks innerstädtischer Ausflugs- und Erholungsmöglichkeiten.

Die Schauseite des Köpenicker Schlosses - auf der Schlossbrücke über die Spree.

Das Ensemble der reformierten (Schloss)Kirche auf der Köpenicker Schlossinsel.

 Ein Verbrecher in Bronze  v o r  dem Rathaus - einzigartig für ein Regierungsgebäude.

Da hier bisher recht wenig bebaut wurde, viel Wald und auch dörfliche Landschaft geblieben ist,  haben Naturfreunde wie in keinem anderen Berliner Stadtteil ihre Freude. Bis zur Einweihung des Hauptstadtflughafens (falls es je dazu kommt)! Die Start und Landebahnen zielen voll auf das innerstädtische Seengebiet der Spree.
Unser Kurs begann allerdings ganz anders, nämlich in Neukölln. Nicht zufällig, sondern in der Absicht die Nähe und Verwandtschaft zu Treptow erlebbar zu machen. Auch Treptow wurde dann zunächst gleich wieder verlassen, um die verwandten anliegenden Gegenden  Richtung Stadtmitte einzubeziehen, als da sind Stralau und Rummelsburg. Ein zweiter  Abstecher galt einem ehemaligen Villenvorort, der eher zufällig nicht zum zu Treptow gehört, gemeint ist Karlshorst, das auch gleich neben Oberschöneweide liegt. Von Oberschweineöde fuhren wir  -  logisch - in und durch die nahe Köpenicker Altstadt, um danach auf der "Bölsche" von Friedrichshagen zum Stehen zu kommen - für einen Aufstieg in den alten Saal des Rathauses. Der Müggelseedamm brachte uns dann an den äußersten Punkt der Fahrt an den Dämeritzsee.

Im Gründerzeit-Rathaus von Friedrichshagen - Wandbild mit Friedrich zu Pferde vor dem Müggelberge.

Tolle Terrasse (im Frühling wieder!) des Dämeritzsee-Hotels in Hessenwinckel. Schnell, freundlich, schmackhaft! Was will man mehr.....

Von hier ging es nachmittags über drei (eher zufällig) außerhalb Berlins liegende Dörfer nach Schmöckwitz, weiter nun über Grünau zur "Tuschkastensiedlung" und danach durch Alt-Glienicke nach Adlershof zum neuen Campus der Berliner Universitäten. Hier ergab ein letzter Ausstieg nicht die erhoffte Betretungsmöglichkeit eines der neuen Lehr- und Forschungsgebäude, weil alles bereits verschlossen war (das hatte ich zwei Tage zuvor anders recherchiert!).
Von Adlershof bzw. Johannisthal ist es nicht weit, um den Kurs zu schließen und wieder in Neukölln zu landen. Ein I-Tüpfelchen gab es noch, indem unser Bus von der Buschkrug Allee auf die Fritz-Reuter-Allee abzweigte, um die  "Hufeisensiedlung"  von Bruno Taut als letzten Punkt in die Fahrt einzubeziehen.
Bereits am 28. März wird "Berlin-Südost" wieder auf dem Programm sein.

Die Gartenhöfe des Johann-von-Neumann-Hauses der mathematischen Fakultät - ein Mittel- und Höhepunkt des Adlershofer Campus.