Am 29. November war eine Premiere und für mich darüber
hinaus eine besondere, denn noch nie hatte ich in Berlin mit Berlinern einen
Halbtagsausflug nur mit und in einem Autobus veranstaltet. Das mag teils daran
gelegen haben, dass früher der Schwerpunkt auf dem Wandern und
Laufen lag und vielleicht zum anderen daran, dass Busse gewohnheitsgemäß für
Orte außerhalb gebraucht wurden. Nicht
verheimlichen will ich auch meine Abneigung in Sachen motorisiertes
Umschauen.... sie bedeuteten für den Reiseleiter mehrfache Abhängigkeit: Vom
Fahrzeug, von Fahrer, vom Verkehr. Was das betrifft, hatten wir am Sonnabend Glück, bzw. hatte
ich vorgesorgt. Glück, weil uns
Peter Schöppner fuhr, der sympathische und "coole" Chef des
Unternehmens "Gegenwind" und "vorgesorgt", weil ich eine
relativ verkehrsarme Zeit nutzte.
Stralauer Dorfkirche - neben dem Friedhof gab es bis 1945 einen Straßenbahntunnel unter der Spree nach Treptow und Köpenick - seit der Zuschüttung ist hier Ruhe.
Der Friedhof von Stralau - alles Wassergrundstücke....
Aus den Gefängniszellen von Rummelsburg sind überraschend schöne Wohnungen geworden.
Die Resonanz nun auf dieses Angebot einer innerstädtischen
Busfahrt zwecks zeigt mir, dass ich wohl schon viel früher
dieses Produkt hätte anbieten können (und natürlich wird es in Zukunft wieder
im Programm sein).
Zu erleben war ein gut 4-stündiger Überblick eines
Ostberliner Stadtteils, auf einem Kurs,
den man privat so nicht fahren würde und der auch nur dann ergiebig ist, wenn
einer ihn vorbereitet. Das heißt, der Teilnehmer sieht einzelne seltene Stadtmomente
und er erlebt sie vor allem im Zusammenhang. Dieser ergibt sich natürlich aus
dem Kurs, aber auch aus Einordnung und Erklärung (simpel gesagt, privat würde
man an vielem einfach vorbei fahren).
Das Russisch-Deutsche Museum in Berlin-Karlshorst - herausragender Ort der Weltgeschichte.
Das "antike"Treppenhaus des AEG-Verwaltungsgebäudes am Turm des Peter-Behrens-Baus in Oberschöneweide.
(Schönes) Schicksal eines Hafenkranes - heute ohne Arbeit aber mit Café.
Mündung der Wuhle in die Spree - kurz vor Köpenick gibt sie auf.
Zugegeben sei auch, dass ich mir für die Premieren einen von
Natur und Geschichte gut ausgestatteten Teil unserer Stadt fürs erste Mal
ausgesucht habe. Der Südosten, also die unlängst zusammengenommenen
Stadtbezirke Treptow und Köpenick zeichnen sich aus durch Müggelspree und Dahme
und die durch sie geschaffenen Seen, Sümpfe,
Lanken und auch die Lage am Rande des Urstromtal mit aufragenden Moränen spielt eine Rolle. Die
stadthistorischen Besonderheiten gehen meist auf dies zurück: Hier an der
Übergangsmöglichkeit durch das Seenreich hatte der Slawenfürst vor 900 Jahren die
sichere Burg Köpenick, hier fand im einstigen Sumpf die zweite Kolonisation
unter Friedrich II. ihr reichlich vorhandenes Neuland vor und im Urstromtal waren seit 200 Jahren die Spree und ihre nach und nach
geschaffenen Kanäle willkommenes Transportmittel bei der beispiellosen
unternehmerischen Initiative - zum Beispiel der Elektroindustrie. Viele Gebiete
dieses an Natur reichen Teils der Stadt wurden 1920 eingemeindet für eine Siedlungsreserve bzw. zwecks innerstädtischer
Ausflugs- und Erholungsmöglichkeiten.
Die Schauseite des Köpenicker Schlosses - auf der Schlossbrücke über die Spree.
Das Ensemble der reformierten (Schloss)Kirche auf der Köpenicker Schlossinsel.
Ein Verbrecher in Bronze v o r dem Rathaus - einzigartig für ein Regierungsgebäude.
Da
hier bisher recht wenig bebaut wurde, viel Wald und auch dörfliche Landschaft
geblieben ist, haben Naturfreunde wie in
keinem anderen Berliner Stadtteil ihre Freude. Bis zur Einweihung des
Hauptstadtflughafens (falls es je dazu kommt)! Die Start und Landebahnen zielen
voll auf das innerstädtische Seengebiet der Spree.
Unser Kurs begann allerdings ganz anders, nämlich in
Neukölln. Nicht zufällig, sondern in der Absicht die Nähe und Verwandtschaft zu
Treptow erlebbar zu machen. Auch Treptow wurde dann zunächst gleich wieder
verlassen, um die verwandten anliegenden Gegenden Richtung Stadtmitte einzubeziehen, als da
sind Stralau und Rummelsburg. Ein zweiter
Abstecher galt einem ehemaligen Villenvorort, der eher zufällig nicht
zum zu Treptow gehört, gemeint ist Karlshorst, das auch gleich neben Oberschöneweide
liegt. Von Oberschweineöde fuhren wir - logisch - in und durch die nahe Köpenicker
Altstadt, um danach auf der "Bölsche" von Friedrichshagen zum Stehen
zu kommen - für einen Aufstieg in den alten Saal des Rathauses. Der Müggelseedamm brachte
uns dann an den äußersten Punkt der Fahrt an den Dämeritzsee.
Im Gründerzeit-Rathaus von Friedrichshagen - Wandbild mit Friedrich zu Pferde vor dem Müggelberge.
Tolle Terrasse (im Frühling wieder!) des Dämeritzsee-Hotels in Hessenwinckel. Schnell, freundlich, schmackhaft! Was will man mehr.....
Von hier ging es
nachmittags über drei (eher zufällig) außerhalb Berlins liegende Dörfer nach
Schmöckwitz, weiter nun über Grünau zur "Tuschkastensiedlung" und danach
durch Alt-Glienicke nach Adlershof zum neuen Campus der Berliner Universitäten.
Hier ergab ein letzter Ausstieg nicht die erhoffte Betretungsmöglichkeit
eines der neuen Lehr- und Forschungsgebäude, weil alles bereits verschlossen
war (das hatte ich zwei Tage zuvor anders recherchiert!).
Von Adlershof bzw. Johannisthal ist es nicht weit, um den
Kurs zu schließen und wieder in Neukölln zu landen. Ein I-Tüpfelchen gab es
noch, indem unser Bus von der Buschkrug Allee auf die Fritz-Reuter-Allee
abzweigte, um die "Hufeisensiedlung" von Bruno Taut als letzten Punkt in die Fahrt
einzubeziehen.