22.10.14

Bericht von der Reise "Romanik und Romantik"

Der Naumburger Dom und sein Wein im "Garten des Naumburger Meisters"

Bei einem Traumwetter fuhren neun Berliner zum Herbst an Saale und Unstrut. Die Romantik begegnet einem in diesen Flusstälern auf Schritt und Tritt: Beim Thema der Weinernte, beim Anblick der eiligen kleinen Flüsse, in den sauberen kleinen Städten, in den großen historischen Zentren Mitteldeutschlands.... Und die Romanik ergibt sich parallel. Alle Orte, die wir besuchten, liegen an der "Straße der Romanik" im Süden des Landes Sachsen-Anhalt. Eigentlich gehörten diese Gebiete einmal zu Preußen und vor allem zu Sachsen, zur Markgrafschaft Meißen. Nur kurz war Naumburg ein Bistum, doch diese Zeit hatte große Bedeutung und hat bis heute tiefe Spuren hinterlassen. Am bekanntesten sicher in den großartigen Stifterfiguren des Naumburger Domes. Es waren die Herrschaftsgeschlechter, zuhause hier an der Mündung der Unstrut in die Saale, die dort im Westchor des Domes aufgestellt wurden. Doch Eckehard und Uta, die bekanntesten dieser "Stifter" waren auch die ersten Markgrafen von Meißen....Ein weitere Berühmtheit lebte hier rund 200 Jahre danach in der Hochromanik: Ludwig, der Landgraf von Thüringen mit seiner überaus berühmten Gattin - der Heiligen Elisabeth. Sie war nicht nur die jüngste Heilige der Kirche bis heute, auch ihr Andenken ist im Volk wie bei keiner anderen lebendig. Dennoch verbinden wohl die meisten mit ihr die Wartburg - aber an der Unstrut wird einem klar, dass Sie vor allem hier gelebt hat und auf der Neuenburg bei Freyburg residierte.
Blick durch die Frontscheibe des Triebwagens der Unstrut-Bahn. Man beachte
 links den drohenden Zeigefinger des Zugführers....

ARCHE NEBRA. Sie steht zwischen dem Dorf Wangen und der Fundstelle der 
Himmelsscheibe und widmet sich ihrer Darstellung und Erklärung.

Unsere Wanderung auf dem Unstrut-Radweg von Wangen nach Memleben....

Im Boden kenntlich gemacht die Fundamente der Kirche der Kaiserpfalz Memleben. Respektlos lehnt sich an die einzigen romanischen Überreste (links mit Gras auf dem Dach) ein ordinäres Dörfler-Haus.
Die Ruine der spätromanischen Klosterkirche von Memleben, dem Nachfolgebau der Pfalzkirche.


Im Städtchen Nebra, dessen Name durch die "Himmelsscheibe" weltbekannt wurde, 
gibt es eine Brückewache.... unter seinem Sockel sahen wir kurz danach einen wunderschönen Eisvogel.

Der Kirchplatz von Freyburg ist von romantischen Weingärten und -bergen gesäumt. 
Rechts die schöne Marienkirche der Stadt.

Der Freyburger Marienkrönungsaltar mit seinem hohen Astwerk-Gesprenge. 

Mein Programm sah vor, den Mittelpunkt unserer Reise - Naumburg - zu drei Ausflügen ins Land zu nutzen. Am Freitag reisten wir deshalb die Unstrut aufwärts mit der "Unstruttalbahn" und besuchten die Arche Nebra, danach 0die einstige Kaiser- und Königspfalz Memleben und Freyburg die Weinstadt mit der Neuenburg als Attraktion. Der Ausflug am Sonnabend dann führte - nach der Besichtigung der Innenstadt und einer Führung im Dom - in die Nachbarortschaft Goseck, wo uns nicht nur das jüngst wiedererrichtete Steinzeit-Sonnenobservatorium interessierte und die Burg Goseck (die einst ein Kloster war), sondern ich hatte hier in einem kleinen Weingut am Igelsberg, romantisch über der Saale gelegen, eine Führung im Weingarten und eine Verkostung bestellt.
Sehr menschlich der leidende Jesus auf Augenhöhe am Durchgang des 
Lettners in den Westchor des Naumburger Domes.

Neue Attraktion des Domes: Die Elisabeth-Kapelle. Erstmals zugänglich 
und mit  neuen Glasfenstern zur Legende der Heiligen von Neo Rauch - hier dargestellt der Abschied 
von Ihrem Gatten, der 1227auf eine Kreuzzugs-Dienstreise ging und dort an einer Seuche starb.

Auch ein König hat es schwer, nach oben zu kommen. Hier reitet er außerdem noch auf einer Schlange.... Treppenlauf im Dom von Heinrich Apel, dem großen Magdeburger Künstler.

Der Marktplatz von Naumburg mit der Wenzelkirche dahinter und der Post davor.

Die wirklich prächtige Hildebrand-Orgel in der Wenzelkirche. 

Wir betreten das Steinzeitobservatorium von Goseck. In der kreisrunden Anlagen konnte der Schamane der ersten Bauern die Sprache der Götter verstehen (Sonne- und Mondlauf) und den richtigen Aussaat-Termin herausfinden.

Der Ginko von Goseck steht im Schlosshof. Im Hintergrund die einstige Klosterkirche - eine Station auf der "Straße der Romanik"

Der Abstecher am Sonntag galt dann der Nachbargegend saaleaufwärts: Hier liegen die jedem Bahnfahrer gut bekannten Saaleburgen ´"Saaleck" und Rudelsburg. Aber auch die dazugehörige Stadt Bad Kösen erweist sich als sehenswert - ähnlich wie das zwischen Naumburg und Kösen liegende Begabten-Gymnasium "Schulpforta" - bis zur Reformation das reichste sächsische Kloster und seit der Enteignung eine Landesschule.
Leider gerieten wir an diesem Tag in den Streik der Lokomotivführer - alle Direktzüge fielen aus!
Man mutete uns zu mit Regionalzügen und viermal umsteigen über Halle-Magdeburg-Stendal nach Berlin zu fahren. Die Mitternachtsankunft in der ja ebenfalls bestreiken Stadt schien mit sehr nachteilig und deshalb hatte ich schon am Freitag sicherheitshalber ein Taxi für die Heimfahrt bestellt.
Unser Gastgeber Herr Pfeifer, Weinbauer und Kellermeister im Nebenberuf auf Weingut Goseck. 

Fachkundiger Spaziergang die den Weinberg.


Die Flaschen gingen zur Neige mit dem Tag.

Wir saßen direkt über der Saale und es blieb warm bis zur Dunkelheit.

Der letzte Ausflug führte uns nach Bad Kösen. Die Gradieranlage wird  von einer barocken Pumpanlage mit Sole versorgt. Welteinmalig -  wie vieles in der Region ein Grund auf die Anerkennung des Welterbe-Status zu hoffen (Entscheidung im Jahr 2015).

Originalpuppen der Käthe Kruse, die viele Jahre in Kösen wirkte. Die Sammlung ist beindruckend aber auch etwas kruselig.

Saaale-Überfahrt mit der Fähre zur Schiffsanlegestelle in Bad Kösen.

Nicht nur die Saale zeigt sich vonihrer besten Seite....

Ein Eindruck von der Saalelandschaft vom Schiff aus. Hinter der Flussschleife thront - leicht verdeckt - die Rudelsburg.


Burg Saaleck, die wir ebenso wie die Rudelsburg bein einer Wanderung bestiegen haben.

Die Rudelsburg bei Kaiserwetter. Die romanische Anlage wurde vor 150 Jahren zu einer Gaststätte umgestaltet.....

Blick vom Burgtum in den Hof, wo die (Hälfte der) Gruppe auf das Mittagessen wartet.

Blick von der Rudelsburg über die Saalecksburg nach Thüringen.

Ein Schiff wird kommen an der Saale hellem Strande... 
aus Muschelkalk.... und bringt uns wieder nach Kösen

Letzte Station der Reise vor der Rückfahrt mit dem Großraumtaxi
 ist die Klosterkirche Schulpforta - ein riesiger aber etwas leer und kalt 
wirkender Bau auf dem heutigen Schul- und Internatsgelände.

Bleibt noch zu ergänzen, dass wir mit unserem Hotel in Naumburg sehr zufrieden waren und es gerne weiterempfehlen, zumal man hier auch gut essen kann und sich für Theateraufführungen zusätzlich ein großer Saal im Hause befindet (am Sonnabend war ein Gastspiel der Pfeffermühel aus Leipzig...!