11.04.12

Bericht vom Ausflug: „Die Archive des Lebens“ 11. April 2012




Zu meiner Enttäuschung fanden nur wenige Berliner sich zu dieser Fahrt ein…. Dabei war sie neu, eine Premiere. Aber das ist vielleicht schon einer der „abschreckenden“ Fakten. Hinzu kommt der etwas gestelzte Titel (aus einem Text der Senckenberg-Stiftung kopiert…). Und ungewöhnlich statt anlockend war sicher die Kombination des Ausflugs aus Leberblümchen und Insekten.
Mein Grüppchen vor dem Marktbrunnen in Buckow
Aber das ist nun einmal das einmalige Angebot der Gegend. Und das war auch das, was wir dann in vollen Zügen genossen. Das teils sonnige Wetter hielt dabei durch bis zum Schluss und die 70% Regenvoraussage war wie schon so oft eine Fehlprognose.
 
Unser Wanderweg (roter Punkt) an der Stobber
Die Leberblümchen und (gelben) Buschwindröschen des Stobbertales waren noch voll am Blühen und entlockten uns manches „AH“ und „OH“.  Die friedlich plätschernde Stobber tat ein übriges, um die Stunden in ihrem Tal unvergesslich zu machen. Auch die Einkehr in der Pritzhagener Mühle war angenehm. Obgleich ich anfangs Hitzewellen bekam, als der Wirt stolz und mürrisch verkündete: „Ick bin  hier allein!"
An der Pritzhagener Mühle: Spuren des Bibers im Stobbertal 

 
Die Gästeterrasse der Pritzhagener Mühle liegt direkt im Stobbertal an den einstigen Mühlenteichen.
Auf der anderen Seite der Bahnlinie Berlin- Küstrin liegt Müncheberg, dass nur selten einen Abstecher der Reisenden abbekommt. Auch wir drangen nicht bis in die Altstadt vor, sondern unser Besuch galt dem davor liegenden alten Kaiser-Wilhelm-Institut für Züchtungsforschung – heute das ZALF (Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung).  Hier kehrten wir zunächst ein zweites Mal ein – ein Kuriosum, denn die Pritzhagener Mühler war erst 90 Minuten verdaut , aber der Wirt der Instituts-Kantine hatte uns extra einige Portionen über die Öffnungszeiten hinaus „warmhalten lassen“.
 
Frau Kaczinski blättert für uns in den Originaldrucken der Maria Sibylla Merian (Surinam-Reise)!

 Herr Kutscher läßt uns in das Allerheiligste  - die eigentliche Sammlung schauen (hier ein Kistchen mit Marienkäfern)

Danach empfing uns Frau Kaczinski, die leitende Bibliothekarin des Deutsches
Entomologisches Institut Müncheberg – seit 2009 eine Einrichtung der Senckenberg-Stiftung Frankfurt/Main. Eigentlich gehört die Institution gewissenmaßen nach Berlin, wo sei vor 125 Jahren gegründet wurde und durch den zweiten und prägenden Direktor Horn schließlich erfolgreich in die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (heute Max-Plank-Gesellschaft) integriert wurde. Nach der Bibliothek, wo uns einige besonders schöne und wertvolle Bücher gezeigt und aufgeblättert wurden führte uns der Präparator Herr Kutscher durch den Institutsneubau bis hinauf in die 3 Millionen-Exemplare umfassende Sammlung der Insektenkundler.

Ich weiß nicht, ob wir dabei etwas über Insekten gelernt haben – aber das Schicksal der Sammlung, die wunderbarer Weise den 2. Weltkrieg überstand und auch die Kürzungsgefahren und Streichlisten der nachfolgenden Zeit – bis in die Gegenwart, das bewegte sicher alle , zumal wir größtenteils zum ersten Mal vom Leben eines Insektenforsches und Sammelns und der damit verbundenen wissenschaftlichen und publizistischen Arbeit erfuhren.

Auch hier zwischen den Leberblümchen würden wir schnell Insekten entdecken....

Dreiviertel der Tierwelt der Erde sind Insekten. Und dennoch wissen wir so wenig über sie. Und wenn, dann meist wenig Schmeichelhaftes. Will sagen, wir sind ihnen gegenüber meist eher feindlich eingestellt (Mücken, Fliegen, Heuschrecken, Flöhe, Motten, Wespen, Zecken, Spinnen….!). Dass die letzten beiden Arten in der Aufzählung gar keine Insekten sind, wer hat es beim Lesen bemerkt? Und gehören nicht auch Schmetterlinge dazu? Und wozu soll die Einordnung überhaupt wichtig sein?  Fragen über Fragen  - und das über Wesen, die uns genaugenommen auf Schritt und Tritt begleiten.