22.06.15

Danzig und Kaschubien


Auf der großen Lonska-Düne im "Slovinzischen Landschaftspark" bei Leba.

Reise vom 13. Bis 17. Juni 2015
Fotos: Scheddin 
Sie können die Bilder durch Anklicken vergrößern oder kopieren. Gewerblicher Gebrauch erfordert mein Einverständnis.
Nach langer Zeit endlich wieder gründlich die polnische Ostsee! Ich hatte mich sehr auf unseren 1. Übernachtungsort Leba gefreut – und das Wiedersehen bzw. –erleben war auch wirklich gut.
Aber auch der Rest des Anreisetage war, glaube ich, gelungen. Wir stiegen in Tantow in Nordbrandenburg aus dem Zug der Bundesbahn aus und in den von mir bestellten Bus von LIMBA-Trans aus Gorzow um (*).                                    (http://www.limbatrans.com/) Recht schnell waren wir am ersten Besichtigungsort auf der Fahrtroute Nord-Ost. Durch Köslin sind wir lediglich hindurchgefahren, dafür aber mit einem Spaziergang und Kirchenbesichtigung in Rügenwalde gewesen. Über die Dörfer dann weiter nach Stolpmünde. Eines der Dörfer hieß vor 1945 „Scheddin“. Meines Vaters Vorfahren kommen aus Hinterpommern und davor aus Schweden. Vielleicht hat der erste Umsiedler das Dorf gegründet? In Uska/Stolpmünde mit seinem schönen Strand haben wir Kaffee getrunken – in einer Fischgaststätte (das wäre optimierbar gewesen….) Von hier lenkte uns das „Navi“ des Busses über die Dörfer nach Leba. Ich hatte allerdings angenommen, was völlig normal gewesen wäre, es müsse über die alte pommersche Stadt Stolp gehen. Als ich den Kurs bemerkte, war es für eine Korrektur zeitlich zu spät und so fehlt auf dieser Reise der Kontakt mit Stolp/Slupsk. Dafür war aber der mit den ersten kaschubischen Dörfern auf dem alternativkurs auch lohnenswert. 


Im Schlosspark von Plathe/Ploty, wo wir die erste Besichtigungsstation einlegten. Einst Besitz derer von Blücher bzw. von Osten (es gibt zwei Schlösser...) und direkt am Flüsschen Rega.

Schnitzrelief am Aufgang der Kanzel (um 1700) der Rügenwalder Marienkirche. Die Stadt erfand nicht nur die "Teewurst" - sie war bekannt für ihre Kunstschätze. Die Kostprobe hier zeigt die Geburt der Eva. Der Künstler hatte offensichtlich seine eigene Meinung zu dieser "Geburt"....

Der hübsche und markante Markt der kleinen Stadt Rügenwalde...

Der feine Sandstrand des Badeortes Uska/Stolpmünde. Badelust kam auf....

 
Unser Hotel in Neuhof/Nowencin in Leba. Das Schlosshotel ist absolut ruhig gelegen und direkt am Skarbsker Strandsee.
Auf der Landseite des Slovinzischen Landschaftsparks bei Czarnowska, 4km vor Leba, am Leba-See. Von hier hat man die beste Sicht über diesen See, der der größte der Strandseen der Ostsee ist, auf die Dünenlandschaft.

Das Hotel in Leba im Vorort Neuhof ist das einstige Schloss dort. Es hat sich unter einem neuen Besitzer durchaus positiv verändert, denn ich kenne es noch aus der Zeit vor 15 Jahren. Es ist immer etwas Besonderes, in einem Schlosshotel zu wohnen aber hier kam hinzu, dass auch das Abendessen und Frühstück sehr gut waren. (http://www.zameknowecin.pl/de) .  Den zweiten Tag blieben wir in Leba und nutzen ihn für eine Wanderung durch die Dünenlandschaft  von der großen Lonska-Düne zurück an den Strand des Städtchens. Viele Touristen und vor allem Schulklassen gab es bereits hier Mitte Juni. Die Küstenwanderung war eines der besten Teile der Reise in meiner Erinnerung. Das Wetter war gut und wir hatten Rückenwind… Da auch eine Besichtigung und Einkehr dazu gehörten, war der Leba-Tag intensiv gefüllt und leider schnell zu Ende…


 
Die Dünen und Strandwanderung. Die Dünen enden direkt am Meer. Wind schafft Sand dorthin und Wasser schafft ihn wieder fort...

Das lässt sich auch zu Füßen im Kleinen beobachten.... 

Nach der Wanderung Ankunft in Leba-Hafen...

Nach der Wanderung Einkehr im vornehmen Kurhaushotel von Leba - heute Hotel "Neptun". 
Am dritten Tag ging es am Morgen mit dem Bus in Richtung Danzig. Der Kurs führte uns zunächst in die benachbarte Kreisstadt Lauenburg/Leborg, die auf mich einen ganz anderen, viel besseren Eindruck machte als vor Jahren. Die Kriegslücken waren weiter geschlossen worden und das historische Stadtbild aus preußischer Zeit weiter gepflegt. Bis zum Abend fuhren wir dann durch das ländliche Gebiet der Kaschubischen Seenplatte, wo wir oft anhielten, um die Gegend zu betrachten, bzw. etwas zu wandern, zu essen oder ein Museum zu besuchen. Unser Hotel dann war am Abend  das Seefahrer-Hotel in Gdingen/Gdynia. Ein Bau aus den 50er Jahren, aber mit Meeresblick und mit sehr freundlichem Personal. Einige Zimmer waren modernisiert und der Rest wird es im nächsten Jahr sein. (http://www.dommarynarza.pl/).

Am dritten Tag geht es morgens zuerst nach Lauenburg / Leborg. Das Rathaus ist wohlerhalten aus preußischer Zeit. 

Gepflegter und lebendiger Bummelbereich in Lauenburg.


Kleine Wanderung zum Lubygozc-See bei Mirchau - der Empfang in der Kaschubischen Seeplatte...

 
Der längste See der Kaschuben ist der Radaune-See. Hier bei Stendsitz gibt es einen Ufersteg der Gemeinde vor den Ufer-Grundstücken. Gute Idee - auch für Potsdam, um das Griebnitzsee-Problem zu lösen....

 
Mittagspause und Einkehr in Stendsitz / Stężyca, das wie die gesamte Seenplatte früher zu Westpreußen gehörte.

 
Unterwegs in Kaschubien begegnete uns in Shymbark das längste Brett der Welt. Hier gibt es einen dörflichen Freizeitpark durch eine private, aber in Polen sehr bekannten Initiative des Unternehmers Daniel Czapiewski. Der Sägewerksbesitzer kam nicht auf die Brett-Idee, sondern wollte auch National-Bedeutsames suchen, sammeln und zeigen.  

 
So z.B. eine Sibirische Straflagerhütte mit dem klassischen russischen Bauernofen, wo man nachts oben auf der Bärenhaus schläft. 

 
Die Karte aus der Shymbark-Ausstellung zeigt die Aufteilung Polens zwischen Hitler und Stalin 1939. 

Abends in Gdynia auf dem Ostsee-Boulevard .... 


Ausgeruht konnten wir am nächsten Morgen uns ganz den Nachbarorten, Soppot, Oliva und Danzig widmen. Leider ließ mich der bestellte Guide im Stich, so dass ich die Führung allein bewerkstelligen musste.  Das war möglich, weil ich schon einige Male in Danzig war, aber lieber wäre mir ein Kontakt mit einem polnischen Danziger gewesen. In Soppot beeindruckte uns sehr die frisch sanierte Seebrücke, die längste der polnischen Ostsee und in Oliva in der berühmten einstigen Zisterzienserkirche hatte wir das Glück ein Orgelkonzert erleben zu dürfen. In Danzig selbst besichtigten wir die Altstadt und die Marienkirche, aßen etwas zu Mittag – sehr praktisch in einer Bäckerei nahe der Großen Mühle - und stiegen auf ein Schiff, um zur Westerplatte zu fahren. Wir hätten dort aussteigen können, um auf das Denkmal der polnischen Verteidiger zu steigen, aber, da der Tag schon recht vorangeschritten war, entschied ich mich für eine Rundfahrt ohne Ausstieg und so waren wir noch halbwegs pünktlich zum Abendessen in Gdynia – im Restaurant „Barrakuda“, das direkt am Meer gelegen ist und einen herrlichen Ausblick Richtung Danzig und Insel Hela hat. (http://www.barracuda.net.pl/).
Auf der wunderbaren 600m langen Seebrücke von Soppot / Sopot mit Blick auf die Kur- und Kulturstadt.


Im sehr artenreichen und gepflegten Schloss- und Klosterpark von Oliva (was heute zu Danzig gehört).


In der einst bedeutendsten Zisterzienserkirche Westpreußen in Oliva - der sagenhafte Chor mit einer Renaissance-Barock-Ausstattung.
Am Rande der Altstadt von Danzig ist der historische Eingang zur Werft. Hier ist jetzt ein Solidarnost-Museum entstanden, das wie ein Eisenschiff im Bau ausschaut.


 Das klassische Danzig. Die Altstadtseite - mit Krantor - an der Mottlau.
 Ein der größten und auch schönsten Kirchen der Welt: Die Danziger Marienkirche - ein Bau von größter Weite. Im Krieg fast ganz zerstört und neu, aber meisterhaft wieder errichtetn - auch innen heute wieder äußerst sehenswert.

 Ein weiteres unverzichtbares Stück Danzig: Rathaus, Artushof und der Neptunbrunnen.


 Mit einem als Kogge verkleideten Motorschiff unternahmen wir die Fahrt auf der Mottlau ans Meer zur Halbinsel Westerplatte. Ist lustig dieser Schiffsumbau aber unpraktisch. Unsere Berliner Panoramaschiffe sind weitaus besser für eine Besichtigungsfahrt geeignet.
Wir passieren die bekannte Danziger Reparaturwerft.

 
Letzte Stunden in Gdynia. Links unsere Abendeinkehrstätte das feine Restaurant "Barrakuda". 

Leider war am folgenden Morgen nur noch ein Tag von der Reise übrig geblieben… Viel gäbe es noch zu sehen – sowohl in Danzig, als auch in Kaschubien. Z.B. könnten wir über die Stadt Putzig / Puck auf die Halbinsel Hela fahren oder im Museum in Krokowa (der Familie Krokow) uns umsehen. Aber ich entschied mich für einen Kurs, wie er im Reiseplan stand: Über die hinterpommersche Seenplatte. Dabei kamen wir zuerst durch Berent/Kościerzyna und dann nach Bütow, das wir zu einer Pause im alten Ordensschloss nutzten.
Uns hat dieser Aufenthalt sehr gefallen, denn hier gab es ein Café mit gutem Kuchen, eine wohlsortierte Touristinformation (deutsch verstehend…) und vor allem ein ausgezeichnetes Regionalmuseum. Ich muss gestehen, dass ich lange kein so gut geführtes, sauberes, interessantes und ästhetisches Museum gesehen habe! Ganz zum Schluss haben wir dadurch noch einmal intensiv und viel zu den Kaschuben erfahren.
Die Weiterfahrt führte dann über die Orte des Flusses Brahe zu einer kleinen Pause am Vilmsee und dann über Rummelsburg/Miasko und Neustettin in das Fünfseen-Gebiet der Drage. Hier beginnt die Pommersche Schweiz, ein Gebiet, dass man eigentlich nicht durchfahren kann, ohne zu verweilen. Und wir hatten Glück, denn am Dratzigsee, in schönster Panoramalage, hatte eine kleine Imbissgaststäte neu eröffnet. Dort im Sonnenschein saßen wir zum Abschluss bei Softeis und Maräne.

 Erste Station der Rückfahrt nach Tantow war die kaschubische Kreisstadt Berent / Kosierzyna. Im Vorbeifahren aufgeschnappt: Die Stadtkirche St. Trinitatis vor St. Trivialem.

 Was vielerorts in Polen - auch im Südosten des Landes als "Polnische Folklore" angeboten wird, ist eigentlich zu einem Gutteil Kaschubisch (und die Kaschuben waren keine Polen, eher Pommern). Dies sind originale wertvolle Stickerein aus dem Kaschuben-Museum in der Burg Bütow. 

Der Fluß Küddow 12 km nach der Quelle bei Baldenburg / Bialy Bor. Die Küddow ist wasserreich und gut für Paddler schiffbar. Nach 145 km mündet sie in die Netze.

Der Vilmsee bei Neustettin /  Szczecinek, einer der größten in Polen. Neustettin galt einst als Perle Hinterpommerns - heute zumindest, was die Lage an Seen, Moränen und dem Fluss Küdow betrifft, noch glaubhaft. Allerdings war die Stadt und die Gegend über 40 Jahre stärkste sowjetische Garnison in Polen. Auf dem Vilmsee wurden Pionier-Manöver geübt und auch 20 Jahre danach steht der Tourismus noch bevor. 
 
 Anders ist das schon beim benachbarten Dratzig- /DrawnoSee. Ob in Preußen oder Polen - er und die Orte in seiner Nähe (Polzin, Draheim, Tempelburg) sind beliebte Ziele der Erholungsuchenden. Der Dratzigsee ist der tiefste See Polens und Norddeutschlands (und der zweittiefste beider Länder nach dem Starnberger See). Die Dame schaut auf die 83m tiefe Stelle....

(*)
Die Reise hatte problematisch begonnen, weil der Zug in Berlin-Gesundbrunnen, der ja dort eingesetzt wird, eine halbe Stunde ohne jede Erklärung, Entschuldigung oder Ansage auf sich warten ließ. Die einzige durchgehende Verbindung  Norden bis Polen. Es ist ein Trauerspiel im Trauerspiel. Denn wie soll man anders die Bahnpolitik zwischen Deutschland und Polen bezeichnen. Zu dem 80km entfernten Nachbarn mit 300km Grenzen gibt es keine vernünftigen Verbindungen. Nachdem alles gut in den 90er Jahren begonnen hatte – zB. Ein täglicher Zug von Berlin nach Danzig – steckt nach 25 Jahren Nachwendezeit der Bahnverkehr in der Sackgasse oder am Prellbock. Schuld sind für mich nicht die engstirnigen Staatsbahnen beider Länder sondern die Regierungen, die ihren Ministerien nicht klare nutz- und bevölkerungsorientierte Weisungen geben.


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